Full text: Grundriß der deutschen Geschichte für die mittleren Klassen höherer Lehranstalten

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um so beschwerlicher wurde der Zug, da die Vorräte von den Russen 
vernichtet wurden und selbst das Volk in religiösem und nationalem 
Hasse zu den Waffen griff. Der russische Feldherr Kutusoff unterlag 
zwar in der Schlacht bei Borodino an der Moskwa, doch führte der 
Einzug Napoleons in die alte Zarenstadt Moskau am 14. Septem¬ 
ber nicht den gewünschten Frieden herbei, weil alle Verhandlungen an 
der Standhaftigkeit Alexanders scheiterten, den Stein zum Ausharren 
ermutigte. Der Brand Moskaus, das von den Russen aufgegeben 
wurde, zwang den französischen Kaiser am 18. Oktober zum Rückzüge. 
Das abziehende Heer, von den Russen genötigt, den alten Weg nach 
Smolensk einzuschlagen, hatte unter den Angriffen der Kosaken, durch 
Hunger, Seuche und den früh hereinbrechenden Winter auf das ent- 
setzlichste zu leiden. Viele Taufende kamen auf den schneebedeckten Ge- 
silden um, am schrecklichsten aber war der Übergang über die Bere- 
sina am 26.—28. November. Die „große Armee" war vernichtet. 
Napoleon eilte über Dresden nach Paris. 
Die Freiheitskriege von \8\5, J8M und 18*5. 
70. 1813. 
1. Nach Beendigung des russischen Feldzuges that der preußische 
General York, welcher unter Macdonald stand, den ersten Schritt 
zum Abfalle von der französischen Herrschaft. Er schloß auf eigene 
Gefahr mit dem russischen Generale Diebitsch am 30. Dezember 1812 
den Neutralitätsvertrag von Tauroggen, nach welchem er 
die Feindseligkeiten gegen die Russen einstellte. Der König billigte an- 
fangs diese That nicht, doch behielt der kühne General das Kom- 
mando. Jorks Beispiel gab die Richtung an, welche die preußische 
Politik zu nehmen hatte. So beschlossen die von Stein berufenen 
oft preußischen Stände die Bildung eines Landsturmes und einer 
Landwehr, die sie unter Jorks Führung stellten, indes der König sei- 
nen Hof nach Breslau verlegte, wo er am 3. Februar den „Aufruf 
an die Freiwilligen" erließ (Lützowsche Jäger, Theodor Körner). Die 
Opferwilligkeit und die vaterländische Begeisterung seiner Unterthanen 
ermutigten Friedrich Wilhelm III. zu weiteren Schritten. Nachdem 
der König durch den Vertrag zu Ka lisch mit Rußland ein Bündnis 
geschlossen hatte, erfolgte mit dem „Aufruf an mein Volk" am 17. März 
1813 und „an mein Kriegsheer" die Kriegserklärung an Frankreich.
	        
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