Full text: Der Westphälische Kinderfreund

64 I. Erzählungen 
ken wie Sternchen aussahen, und auf dem schwarz 
gebrannten Papier hin und her zu laufen schienen. 
Sie suchte in der Küche dünne und länge »Holzspän- 
chen, und zündete sie an. Das sollte dann ihre 
Fackel oder ihr Talglicht vorstellen. Sie schwenk¬ 
te auch wohl den brennenden Span im Kreise her¬ 
um, und vergnügte lieh an dem feurigen Ringe, 
welcher dadurch entstand. Der Vater warnte, die 
Mutter bat. „ Liebe Friederike, “ sagten lie, du 
kannst dich und uns alle einmal sehr unglücklich 
machen mit diesem Spiele. Wenn ein einziger Fun¬ 
ken an einen Ort fällt, wo er zünden kann, so 
kann unser Haus und die ganze Stadt abbrennen. 
Sieh, wie viele Leute dann unglücklich wären. 
Das würde eine Noth seyn, wenn ihre Kleider, 
ihre Letten und alles ihr Geräthe verbrennte.’ Wo 
sollten sie nun wohnen? wo sollten lie schlafen? 
wo sollten die'armen kleinen Kinder hin ? Du könn¬ 
test ja in deinem Leben keinem von allen den Leu¬ 
ten ins Geliebt sehen; du hättest sie ja unglücklich 
gemacht. Und wenn nun gar Menschen mit ver¬ 
brennten, kleine Kinder, oder alte Greise, die 
sich selbst nicht retten könnten, und in der Angst 
von den Andern vergessen würden, du könntest 
ja in deinem Leben nicht wieder froh werden. 
Wenn das aber auch nicht geschieht, so kannst du 
dir ja selbst leicht grossen Schaden zufügen.“ 
Friederike vergass sehr bald die Ermahnungen 
der Eltern; das Spiel mit dem Feuer war ihr gar 
zu angenehm. Die Eltern gaben zwar genau auf 
die Tochter Acht, damit kein Unglück entstehen 
sollte, aber sie konnten ja das Mädchen nicht im¬ 
mer hüten. — Was sie immer gefürchtet hatten, 
geschah. 
Friederike fand in der Küche einen langen dün¬ 
nen Holzsplitter, an welchem viel Harz fass. „Ei, 
sagte sie hüpfend, der muss prächtig brennen." 
Zu ihrem Unglück waren auf dem Heerde nur 
einige glühende Kohlen, die sich nicht wieder zur 
hellen Flamme anblasen liessen. Friederike nahm 
einen
	        
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