für Verstand und Herz. 6z
sollten Ke nun wohnen? wo sollten sie schlafen?
wo sollten die armen kl einen Kindbr hin ? Du könn¬
test ja in deinem Leben keinem von allen den Leu¬
ten ins Gesicht sehen- du hättest sie ja unglücklich
gemacht. Und wenn nun gar Menschen mit ver¬
brennten, kleine Kinder, oder alte Greise, die
sich selbst nicht retten könnten, und in der Angst
von den Anderen vergessen würden, du könntest
ja in deinem Leben nicht wieder froh werden.
Wenn das aber auch nicht geschieht, so kannst du
dir ja selbst leicht grossen Schaden zufügen. “
Friederike vergass sehr bald die Ermahnunge»
der Eltern; das Spiel mit dem Feuer war ihr gar
zu angenehm. Die Eltern gaben zwar genau auf
die Tochter Acht, damit kein Unglück entstehe»
sollte, aber sie konnten ja das Mädchen nicht im¬
mer hüten. — Was sie immer gefürchtet hatten,
geschah.
Friederike fand in der Küche einen langen dün¬
nen Holzsplitter, an welchem viel Harz fass. „Eit-
sagte sie hüpfend, der muss prächtig brennen.“
Zu ihrem Unglück waren auf dem Heerde nur
einige glühende Kohlen, die sich nicht wieder zur
hellen Flamme anblasen liessen. Friederike nahm
einen Faden Schwefel, zündete ihn bei den Koh¬
len an, um dann den Holzsplitter damit anzubren¬
nen. Sie verstand nicht mit dem Schwefel umzu¬
gehen , und verbrannte sich die Finger.
In der Angst schleuderte sie den brennende»
Schwefelsaden weg, und hielt den schmerzenden
Finger mit der andern Hand. Auf einmal merkt«
sie Rauch und eine ungewöhnliche Wärme im Ge¬
sichte, und mit Entsetzen sahe sie, dass ihr kattu¬
nener Rock lichterloh brannte.
Das unglückliche Kind! In der Angst wusste
es nicht, was es anfangen sollte. „Hülfe! Hülfe*
ich verbrenne!“ schrie es. Aber es hörte niemand;
, denn weil der Rauch ihr in den Hals kam, undl
weil ihr die Angst die Brust zusammenpresste, sie
konnte sie nicht laut schreien,