zr Erzählungen
samt ich nicht seyn, wie leicht könnte -er arme Mensch
erfrieren, und mag er immerhin betrunken seyn, er ist
à Mensch, und zwar ein hüls-bedürftiger Mensch, ich
will thun, waS ich kann, um ihm daS -eben zu reden.
Nun, so mache, was du willst, rief Klau- unwillig,
ich mag nicht länger hier stehen und frieren; und damit
ging er weiter. Kunz bedeckte nun eiligst den Schla¬
fenden mit Schnee, weil er gehört hatte, daß der
Schnee wärme, und lief dann so schnell als möglich nach
dem nächsten Dorfe, um einen Wagen zu holen. Glück¬
licher Weise fand er auch gleich einen menschenfreund¬
lichen Bauer, der eben aus der Stadt gefahren kam, und
mit dessen Hülfe er den Halbtod en fremden sehr bald
ins Leben brachte. Fröhlich wanderte er nun nach Hau¬
fe. Was urtheilt ihr vom Kun,? Und was urtheilet
ihr vom Klaus? Wessen Betragen wollet ihr zum Mu¬
ster nehmen?
lg. Die Furchtsame.
Äöilhelmine hatte eine abergläubische Wärterinn,
welche ihr oft Gespenstergeschichten erzählte, dabei
hatte man es ihr angewöhnt, immer bei einer Lampe,
und nie allein zu schlafen. Dadurch wurde sie furch,
sam Sie war schon »ehn Jahr alt, al- eS sich traf
daß alle ihre Geschwister krank wurden, und da ihr
Vater gerade verreist war, so mußte es sich Wilhel¬
mine mm erstenmal gefallen lassen, allein zu schlafen.
Darüber, qerieth sie nun in große Angst, besonders
da die Mutter keine Lampe in ihrer Kammer wollte
brennen lassen, sondern meinte: das große Mädchen
könnte auch wohl einmal im Finstern zu Bette gehen.
Gar zu gerne hätte sie in der Krankenstube geschla¬
fen. aber dieß wollte die Mutter nicht zugeben, weil
sie dadurch leicht hätte angesteckt werden können. Wei¬
nend ging Wilhelmine in ihre Kammer, zog sich ha¬
stig aus, und steckte aus Furcht den Kopf unter da-
Decküette. Von Zeit zu Zeit zog sie ihn scheu her¬
vor. um Lust m schöpfen, und sich ängstlich in der
Kammer ummsthen. Auf einmal glaubte sie an der
Kammerthüre «ine lange weiße Gestalt zu erblicken.
Voller Schrecken zog sie sich das Deckbette über den