VI, Von dem Menschen. 145
lang und dick sind, und an manchen Stellen ganz fehlen, wie
z. B. an den Fußsohlen, an der inneren Fläche der Hand
und an den Augenliedern. LWe Haare entstehen aus Kür
gelchen, welche in dem Zellgewebe und unter der Haut lie¬
gen und Wurzeln heißen. Kaum werdet ihr es glauben,
lieben Kinder, daß jedes, auch das feinste Haar eine hohle,
harte und elastische Röhre, und mit einem Saft angefüllt ist,
bei dessen Vertrocknung das Haar abstirbt und ausfällt. Die
Wurzeln führen dem Haar seine Nahrung zu, und daher
kommt es, daß es nicht wieder wächst, wenn es mit der Wur¬
zel ausgerissen ist, wohl aber, wenn man es nur an der Wur¬
zel abgeschnitten hat. Aber wozu, werdet ihr fragen, nutzen
denn die vielen Haare dem Menschen? Ihr Nutzen besteht
hauptsächlich darin, daß sie eine zähe und fette Feuchtigkeit
absondern, und daß sie die unter ihnen liegenden Theile be-
dekken, erwärmen und beschützen. Dies erfahren diejenigen,
welche die Kopfhaare größtentheils oder ganz verloren haben;
sie Missen, um sich vor Schinerzen und Unannehmlichkeiten,
welche daraus entstehen, zu schützen, allerlei künstliche Kopf¬
bedeckungen gebrauchen.
Wir haben nun alle Theile unsers künstlich gebaueten
Körpers, bis auf die Nägel, kennen gelernt. Merkt euch
von diesen, daß die harren, glarten und unempfindlichen
Platten an den Fingern und Zehen mit ihren Wurzeln be¬
festiget sind, daß sie diesen Gliedern eine größere Festigkeit
geben, und dadurch den Menschen das Greifen, Anfassen,
Gehen und Treten sehr erleichtern. Reinliche Kinder sorgen
dafür, daß ihre Nagel gehörig beschnitten sind; denn lange
Nägel sind ekelhaft.
VII.
Gesundheitslehre.
I. Gesundheit und Krankheit.
Mir schmekt das Essen: ich fühle keine Schmerzen, ich
kann meine Hände und Füße, meine Augen, Ohren und Nase
gebrauchen, ich schlafe ruhig und kann Wind und Wetter er¬
tragen. Also bin ich gesund, und will mich meiner Gesund¬
heit freuen, will mich aber auch in Acht nehmen, daß ich nicht