Full text: [Teil 2 = Klasse 8, [Schülerband]] (Teil 2 = Klasse 8, [Schülerband])

niemand rührt mich an; 
dürft’ ich wünschen, wie ich wollt’, 
wünscht’ ich mir Blätter von lauter Gold.“ 
3. Wie’s Nacht ist, schläft das Bäumlein ein, 
und früh ist’s aufgewacht; 
da hat es goldne Blätter fein, 
das war eine Pracht! 
Das Bäumlein spricht: „Nun bin ich stolz; 
goldne Blätter hat kein Baum im Holz.“ 
4. Aber wie es Abend ward, 
ging der Jude durch den Wald, 
mit großem Sack und großem Bart, 
der sieht die goldnen Blätter bald; 
er steckt sie ein, geht eilends fort 
und läßt das leere Bäumlein dort. 
5. Das Bäumlein spricht mit Grämen: 
„Die goldnen Blätter dauern mich; 
ich muß vor den andern mich schämen, 
sie tragen so schönes Laub an sich; 
dürft’ ich mir wünschen noch etwas, 
so wünscht’ ich mir Blätter von hellem Glas.“ 
6. Da schlief das Bäumlein wieder ein, 
und früh ist’s wieder aufgewacht; 
da hat es glasene Blätter fein, 
das war eine Pracht! 
Das Bäumlein spricht: „Nun bin ich froh; 
kein Baum im Walde glitzert so.“ 
7. Da kam ein großer Wirbelwind 
mit einem argen Wetter, 
der fährt durch alle Bäume geschwind 
und kommt an die glasenen Blätter; 
da lagen die Blätter von Glase 
zerbrochen in dem Grase. 
8. Das Bäumlein spricht mit Trauern: 
„Mein Glas liegt in dem Staub, 
die andern Bäume dauern 
mit ihrem grünen Laub; 
wenn ich mir noch was wünschen soll, 
wünsch’ ich mir grüne Blätter wohl.“
	        
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