106 IV. Von der Erde und ihren Bewohnern.
IV.
Von der Erde und ihren Bewohnern.
Äaß die Erde sehr groß, aber doch nur ein kleiner
Theil der Welt sey, haben wir schon gehört. Was für
eine Gestalt die Erde habe, ist schwer auszumachen, weil
man nur einen sehr kleinen Theil dxr Erde auf ein Mal
übersehen kann, und weil sie uns zu nahe ist. — Aus
dem Schatten eines Körpers kann man mit ziemlicher
Gewißheit erkennen, ob er rund, breit, oder eckig und
spitzig sey; und wenn der Schatten eines Körpers von
allen Seiten alle Mal, so oft er sich zeigt, rund erscheint,
so ist nicht zu zweifeln, daß auch der Körper rund sey.
Dies ist nun der Fall bei unserer Erde. Ihr habt wohl
schon von Mondfinsternissen gehört? Bei diesen erblickt
man in der Mondscheibe alle Mal einen runden Schat¬
ten, und es ist ausgemacht, daß dieser Scharten von
unserer Erde in den Mond geworfen wird, so oft sie bei
ihrem Umlaufe um die Sonne in gerader Linie zwischen
der Sonne und dem Monde steht. Daraus kann man
mit Zuverlässigkeit schließen, daß die Erde eine kugel-
artige Gestalt haben müsse. — Einen runden Körper
kann man ganz umgehen, so daß man bei immer glei¬
cher Richtung des Weges wieder an die Stelle kommt,
von der man ausgegangen ist. Wenn also die Erde eine
kugelartige Gestalt hat, so muß man sie ebenfalls um¬
gehen, oder um sie herumreisen können, und zwar auf
die Art, daß, wenn man von seinem Wohnorte bestän¬
dig nach dem Untergange der Sonne oder nach Westen
zu reifete, man am Ende von der entgegengesetzten Seite,
oder vom Aufgange der Sonne, von Osten her, wieder
nach Hause käme. Diesen Versuch haben auch schon
mehrere Menschen, und zwar zu Schiffe gemacht, weil
die Erde auf ihrer Oberfiächc ganz mit Wasser oder
Meer umgeben ist. Eine solche Reise um die Erde kann
in einem Jahre vollendet werden, wenn man sich nir¬
gends lange aufhält, und Wind und Wetter günstig sind.
Wir haben schon gehört, daß der ganze Weg um die
Erde eine Strecke von ungefähr 5400 Meilen betrage.