62 II. Erzählungen
starb, mußte der unglückliche Gottlieb als ein Mörder
fast seine ganze übrige Lebenszeit im Zuchthause zubrin¬
gen. So schrecklich sind die Folgen der Zanksucht und
des Jähzorns l
15. Die muthwilligen Kinder.
3" einer Schule waren zwei Knaben, welche von ihren
Aeltern sehr schlecht erzogen wurden, und daher eine Freude
darin fanden, überall Schaden anzurichten, und nütz¬
liche Dinge zu verderben. In der Schule schnitten sie.
heimlich allerlei Figuren und Namen in die Tische und
Banke, suchten ihren Nachbarn die Schreibebücher mit
Milite zu beschmutzen, ihnen die Federn aufzuspalten, und
ihre Sachen zu verstecken. Auf der Straße machten sie
es nicht besser. Den Fruchthandlerinncn, welche auf dem
Markte saßen, warfen sie auf eine listige Weise ihre Kör¬
be um, oder warfen sie aus irgend einem Schlupfwinkel
mit Kotb und Steinen. Giengen sie des Abends auf
der Straße, so schlugen sie mit großen Stöcken an die
Fensterladen, um die Leute zu erschrecken, oder zogen
an den Klingeln der Häuser, und liefen dann schnell fort,
oder versteckten sich. Aber eben bei diesem schändlichen
Muthwillen wurden sie einst ertappt, und erhielten nun
die Strafe, welche sie langst verdienten. Ein Mann,
den sie schon sehr oft durch Anschlagen an die Fenster¬
laden erschreckt hatten, ließ ihnen mehrere Abende nach
einander aufpassen, und endlich gelang es ihm, sie auf
der That zu ergreifen. Er überlieferte sie der Obrigkeit,
und sie wurden zur Warnung für Andere, öffentlich sehr
hart gezüchtigt. Verdienten sie wohl Mitleiden? Wer
war aber hiebei sehr zu bedauern?
16. Der Unzufriedene.
Ädolph hatte wohlhabende und sehr gütige Aeltern.
Da sie nur den einzigen Sohn hatten, so wandten sie
sehr viel an ihn, und Adolph hatte daher Alles, was er
sich nur wünschen mochte: gute Kleider, alle Tage gut
zu essen, und manches Vergnügen. Aber eben darum,
weil es ihm zu wohl gicng, wurde er ungenügsam und
unzufrieden, das heißt r er freute sich niemals über das.