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Ausführlichere Lehre von der Seele des
Menschen.
6Ñ? ist etwas in uns, dñs von unserm Leibe ganz ver¬
schieden ist. Wenn sich dieses Etwas von unserm Lei¬
be trennt, so ist derselbe todt, und gehet in Fäulniß über.
Vermöge dieses Etwas können wirsehr viel, was kein
seelenloser Körper vermag. Wir können denken, etwas
begehren, verabscheuen rc.
Dieses Etwas nennt man Seele, und sic ist un¬
sichtbar.
Aber eben darum muß sie ein einfaches Wesen
sevn, das keine Theile hat. Würde sie Theile haben, so
würde man sie sehen können; denn eine Sache ist immer
desto sichtbarer, je mehrere Theile sie hat. Da die Seele
aber nichts desto weniger wirket, und thätig ist, so
wird sie billig ein Ge«st genannt.
Daraus, daß die Seele unsichtbar ist, folget nicht,
daß eS gar keine Seele gebe. So, wie wir Gott nicht
sehen, ultd doch aus seinen Werken schließen, daß cs ei¬
nen Gott geben müsse, so «nüssen wir auch aus den Wer¬
ken der Seele schließen, daß cs eine Seele gebe.
Wenn wir auf uns selbst merken, so enldceken wir
in uns vielerlei Kräfte, welche alle Kräfte der Seele sind,
und zwar
I. in Ansehung unsers Verstandes.
i) Wir können uns von einer Sache Vorstellungen
machen, die wir einmal gesehen haben, wenn sie gleich
wirklich nicht mehr geacmvärriq ist. Diese Kraft der
Seele nennt man das Vorstellungsverm dgen.
Unsere Seele «vürde sich aber nichts vorstellen können,
wenn wir keine Sinne hätten. Sie würde sich keine Vor-