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I. Erzählungen 
63. Schädliche Spielerei. 
Friederike hatte die Unart, oft mit Feuer za 
spielen. Sie nahm ein Stück Papier, zündete es an 
und liess es verbrennen. Sie freuete sich dann, 
wenn das Papier ausglimmte, und die kleinen Fun¬ 
ken wie Sternchen aussahen und auf dem schwarz- 
gebrannten Papier hin und her zu laufen schienen. 
Sie suchte in der Küche dünne und lange Holzspän- 
chen, und zündete sie an. Das sollte dann ihre 
Fackel oder ihr Talglicht vorstellen. Sie schwenk¬ 
te auch wohl den brennenden Span im Kreise her¬ 
um und vergnügte sich an dem feurigen Ringe, 
welcher dadurch entstand. Der Vater warnte, die 
Mutter bat. „Liebe Friederike," sagten sie, „du 
kannst dich und uns alle einmal sehr unglüklich 
machen mit diesem Spiele. Wenn ein einziger Fun¬ 
ken an einen Ort fällt, wo er zünden kann, so 
kann unser Haus und die ganze Stadt abbrennen. 
Sieh, wie viele Leute dann unglücklich wären! 
Das würde'eine Noth sein, wenn ihre Kleider, ih¬ 
re Betten und alles ihr Geräthe verbrennte ! Wo soll¬ 
ten sie nun wohnen? wo sollten sie schlafen? wo 
sollten die armen kleinen Kinder hin? Du könntest 
ja in deinem Leben keinem von allen den Leuten 
ins Gesicht sehen; du hättest sie ja unglücklich ge¬ 
macht. Und wenn nun gar Menschen mit verbrenn¬ 
ten, kleine Kinder, oder alte Greise, die sich selbst 
nicht retten könnten und in der Angst von den An¬ 
deren vergessen würden; du könntest ja in deinem 
Leben nicht wieder froh werden. Wenn das aber 
auch nicht geschieht, so kannst du dir ja selbst 
leicht grossen Schaden zufügen.“ 
Friederike vergafs sehr bald die Ermahnungen 
der Eltern ; das Spiel mit dem Feuer war ihr gar 
zu angenehm. Die Eltern gaben zwar genau auf 
die Tochter Acht, damit kein Unglück entstehen 
sollte; aber sie konnten ja das Mädchen nicht im¬ 
mer hüten. — Was sie immer gefürchtet halten, 
geschah. 
Friederike
	        
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