II. Land und Volk. 
1. Unser deutsches Vaterland. 
Fast in der Mitte Europas liegt Deutschland, unser Vater¬ 
land. Man hat es das Herz dieses Welttheils genannt, und nicht 
mit Unrecht; denn seitdem es selbst das Christenthum aus den 
Händen der früher bekehrten Römer empfangen hatte, ging von 
ihm fortwährend viel Leben der Wissenschaft und Kunst in die 
andern Länder Europas aus, und das Blut seiner tapferen 
Söhne hiesst noch in den Adern vieler anderen Völker, die von 
den deutschen Waffen besiegt wurden. Es ist ein Land an Gut 
und Kunst und edlen Sitten reich. So war es aber keineswegs 
von Anfang an. Noch vor 1900 Jahren breitete sich über das 
jetzt so angebaute und volkreiche Deutschland meistens noch ein 
grosser, nur hier und da unterbrochener Wald aus, und der Bo¬ 
den war grossentheils mit Sümpfen und Morästen angefüllt. Da 
irrten in dicken Wäldern Bären, Wölfe, Auerochsen und andere 
wilden Thiere in Menge umher; und selbst am Rhein, jetzt der 
schönsten, fruchtbarsten und mildesten Gegend Deutschlands, lie¬ 
fen Rennthiere, die jetzt nur noch in den kältesten Ländern sich 
finden. 
In diesen Wäldern wohnte ein zahlreiches Volk, vor unvor¬ 
denklichen Zeiten aus Asien eingewandert, hauptsächlich von der 
Jagd und Viehzucht lebend; es betrieb nur wenig Feldbau, und 
von Gewerben verstand es beinahe nur die Bereitung von Waffen. 
Die Männer waren hohe, kräftige Gestalten mit blonden Haaren 
und blauen Augen. Sie kannten die Furcht nicht, und der Kampf 
mit dem gewaltigen Auerochsen galt ihnen als Ergötzung und als 
Vorübung zum ernsteren Kampfe des Krieges. Ihre Frauen, gleich 
ihnen, von blauen Augen und blonden Haaren, schön und kräftig 
gebildet und aufgewachsen in Zucht und Scham, besorgten das 
einfache Hauswesen, während der Mann auf der Jagd oder im 
Kriege war, oder auf seiner Bärenhaut ruhte. In den Krieg zo¬ 
gen auch sie oft mit; ihrer viele wussten die Waffen zu führen, 
andere wurden ihres weissen Raths wegen sehr geehrt. Die Kin¬ 
der wurden sogleich nach der Geburt in kaltes Wasser getaucht, 
die schwachen, wie bei anderen heidnischen Völkern getödet und 
die andern fortwährend abgehärtet; alle lernten schwimmen, rin¬ 
gen, das Schwerd und die Lanze führen, Kälte und Hitze, Ilun-
	        
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