fullscreen: Lesebuch für die Sonntagschulen der Pfalz

201 
109. Ñnlage- und Betriebskapital. 
i. 
der junge Mertens von der Ackcrbauschule auf das väterliche 
^ Gut zurückkehrte, erschien ihm daheim so manches der Verbesserung 
bedürftig oder größerer Ausnutzung fähig. „Vater," sagte er eines Tages, 
„wir müssen daran denken, die Wasserkraft des Flusses, der so dicht an 
unserem Hofe vorüberfließt, endlich einmal nutzbar zu machen. Hinten 
an der langen Scheune ist ein Gefälle von 2 Meter vorhanden und 
damit läßt sich bei dem reichlichen Wasservorrat eine Kraft von zehn 
Pferden erzielen. Es ist ein totes Kapital, das wir da unbenutzt liegen 
lassen." 
„Ich weiß es wohl, mein Sohn," erwiderte der Vater. „Deshalb 
habe ich auch die Wiese hinter der Scheune nicht verkaufen mögen, soviel 
der Nachbar auch schon dafür geboten hat." 
„Nun, so laß uns eine Mühle bauen; das Holz dazu haben wir 
ja in unserem Walde. Dort stehen so viele schlagreife Tannen und 
Eichen. Die gehören auch zum toten Kapital; denn sie haben keinen 
Zuwachs mehr und müssen faulen, wenn sie nicht geschlagen werden." 
„Auch das ist richtig, lieber Junge," sagte der Vater, „aber es 
ist wohl zu bedenken, daß man tote Kapitalien nur nutzbar machen 
kann, wenn man lebendige Kapitalien dazulegt. Der Mühlenbau 
verschlingt zunächst ein starkes Anlagekapital; das Grundstück und das 
Holz dazu haben wir zwar; aber die Arbeitslöhne und der Bezug der Steine 
und Ziegel, der Eisenteile und Maschinen machen flüssiges Kapital nötig. 
Auch unsere Gespanne müssen wir vermehren, zunächst zum Bau, nachher zum 
Betriebe; denn was wir auch mit der Wasserkraft anfangen mögen, wir 
müssen die Rohstoffe, die wir vermahlen oder zerschneiden oder zer¬ 
stampfen wollen, erst anfahren. Nach dem Anlagekapital aber kommt das 
Betriebskapital, das auch nicht unbedeutend ist; denn wir müssen Gesellen 
halten, das ganze Gesinde vermehren und den Kunden mancherlei Kredit 
und Vorschüsse gewähren. Das Anlagekapital wird 20 000 Mark, das 
Betriebskapital 10 000 Mark erfordern. Es will noch sehr überlegt sein, 
ob wir die Zinsen davon herauswirtschaften werden. Borgen wenigstens 
möchte ich das Geld nicht. Aber ich denke, daß in etwa drei 
Jahren unser ganzer Wald schlagreif ist; dann rechne ich auf etwa 30 000 
Mark Holzerlös und dann wollen wir noch einmal von der Sache 
sprechen." 
II. 
Ein Kaufmann bestellte bei einem armen, aber geschickten Tischler¬ 
meister, der ihm empfohlen worden war, die Möbel zur Aussteuer seiner
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.