2. Der steinerne Reiter.
Gerhard von Amyntor.
Der Park von Sanssouci hält Ruh'
Und deckt mit Mondesglanz sich zu.
Beim großen Springborn schimmert hell
Ein Reiterbild vom Fußgestell.
Doch kaum verkündet Glockenmund
Das erste Viertel der dritten Stund',
Da regt sich der Reiter, er schwingt sich vom Pferd
Und gleitet vom Sockel hernieder zur Erd'!
„Parbleu! man sitzt sich lahm und krumm;
Schau'n wir uns mal im Garten um!"
Er dehnt die Glieder von Marmelstein
Und schreitet fort im Mondenschein.
Sechs Treppen steigt er empor am Hang
Und sieht sein Schloß. Dort lag er einst krank,
Dort kämpfte er den letzten Strauß,
Dort trug man ihn zur Gruft hinaus.
In eins der Fenster blickt er stumm
Und denkt: „'s ist heut ein Säkulum!
Wie schnell im Tode die Zeit vergeht!
Ob wohl mein Staat noch fest besteht?"
„Halt! Wer da?" ruft der Grenadier,
Der oben schildert, „Was tut Ihr hier?"
Der König lächelt: „Ei, Genoß!
Der alte Fritz besieht sich sein Schloß."
Es wird dem Soldaten, er weiß nicht wie?
Spukt's denn im Parke von Sanssouci?
Er stammelt, indem er präsentiert:
„Parbleu! . . . Die Majestät passiert!"
„Parbleu? . . . Das klingt, bei meiner Ehr',
Ja seltsam! . . . Sag', wo bist du her?"
„Im Elsaß kam ich auf die Welt!"
„Ah, das erklärt's! . . . Nahmst Werbegeld?"
„Nicht Werbegeld. Ich erfüll' meine Pflicht;
In diesem Rocke reut's mich nicht."
„Deine Pflicht? Besinne dich!" tönt es streng,
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