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Karl zu dem Apfelsinen-Händler: „Von Herzen Dank/
lieber Herr; aber ich kann Eure Apfelsinen nicht anneh¬
men/ bis auf die Eine/ die ich verdient habe; nehmt die
übrigen wieder zurück. Was das blaue Auge betrifft, das
ist nichts! Ich mag nicht dafür bezahlt werden/ ich that
ja nicht mehr/ als was meine Pflicht war. So kann ich
also EureApfelsinen nicht annehmen; aber ich danke Euch
dafür, als wenn ich sie genossen hatte." Als Karl diese
Worte sagte, wollte er die Apfelsinen wieder in den Korb
legen, aber der Mann ließ es nicht zu.
„Wenn sie denn wirklich mir gehören, kann ich sie ja
wohl auch verschenken" sagte Karl; darauf leerte er den
Hut unter die Kinder, seine Gefährten. „Theilt sie un¬
ter euch," sagte er, und ohne ihren Dank abzuwarten,
drängte er sich durch den Haufen und lief nach Hause.
Die Kinder liefen ihm alle nach, klatschten in die Hände
und dankten ihm.
Der kleine Dieb kam hinkend nachgeschlichen. Nie¬
mand lobte ihn. Niemand dankte ihm; er hatte keine
Apfelsinen zu essen, noch welche zu verschenken. Man
muß ehrlich seyn, bevor man großmüthig
seyn kann. Eduard seufzte, als er nach Hause ging.
„Und dies Alles," sagte er zu sich selbst, „war einer Apfel¬
sine wegen? das war der Mühe nicht werth!"
Nein, es ist nie der Mühe werth. Böses zu thun!
Kleine Knaben, die ihr diese Geschichte les't, über¬
legt einmal, was möchtet ihr lieber gewesen seyn: der
ehrliche Knabe oder der Dieb?