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endlich hörte, daß sie sich im Bette bewegte, worauf sie
nochmals fragte/ ob sie aufstehen dürfe, welches die
Mutter ihr erlaubte.
Da stand Lucie auf, zog ihre Strümpfe und Schuhe
an und wurde mit dem Anziehn ganz fertig; daraufging
sie zu ihrer Mutter und bat sie um ein Frühstück.
Ihre Mutrer aber sagte, sie möchte doch ihr Bett ma-
chen, bevor sie ihr Frühstück bekäme. Die kleine Lucie
fing auch wirklich an, ihr Bett zu machen, während die
Mutter in'S andere Zimmer ging, um Heinrich zu wecken.
„Heinrich, steh' auf!" sagte sie, und dieser sprang im
Augenblick aus dem Bette, zog seine Hosen an, so wie
auch seine Zacke und Schuhe; dann kämmte er seine Haare
aus, wusch sich Hände und Gesicht, und als er sie sich
abtrocknete, ging seine Mutter die Treppe hinunter.
Die kleine Lucie, die ihren Bruder Heinrich in dem
Kabinette herumgehen hörte, fragte ihn, ob er sein Bett
gemacht hätte? Heinrich antwortete, nein. „O," sagte
Lucie, „so wird Mutter Dir kein Frühstück geben!" „Ja,"
sagte Heinrich, „das wird sie doch; ich habe bey meinem
Onkel nie ein Bett gemacht und doch mein Frühstück be¬
kommen"
Als sie noch sprachen, hörte er, daß sein Vater ihn
rief; da lief er die Treppe hinunter ins Wohnzimmer, wo
sein Vater und seine Mutter beym Frühstück waren, und
die Mutter rief Lucie auch herunter und sagte zu ihr:
„Nun, Lucie, hast Du auch hübsch Dein Bett gemacht?"
Lucie: Ja, Mutter, ich habe eS so gut gemacht, als
ich nur konnte.
Mutter: So sollst Du auch Dein Frühstück haben.
Der Vater fragte darauf Heinrich, ob er sein Bett ge¬
macht hätte, und Heinrich antwortete, daß er nicht wüßte,
-wie er es machen solle.