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Invaliden und Schweizern, Mannschaften wie Offizieren, mit größter
Entschiedenheit wiederholt ward. Das andre bewies er, als er kurz
darauf eine Anzahl Bürger in den Außenhof zwischen der eigentlichen
Festung und der Gouverneurwohnung hereinließ, sowie sie aber darin
waren und nun, begleitet von nachdrängenden Volksmassen, die nicht
herein gesollt, aus die stark bewehrte Zugbrücke losstürzten, alsbald Feuer
geben ließ, was zum Schutze dieser gegen waffenlose Menschen ganz
überflüssig war. Aus der Festung fielen mehrere Flintenschüsse und
ein Kanonenschuß; einige Tote und Verwundete blieben auf dem Platze,
die übrigen entflohen mit wildem Geheul, und — der Kamps um die
Baslille hatte begonnen.
Ein paar Stunden hatte sich die Besatzung der Bastille mit den
immer stärker anwachsenden Volksmassen herumgeschossen, und aus seiten
dieser, die ein ziemlich lebhaftes Flintenfeuer unterhielten, waren
noch einige Leute getötet oder verwundet worden, als nachmittags gegen
2 Uhr bei den beiden vor dem Stadthause stehenden Kompagnien der
französischen Garden ein Mann namens Hulin erschien, der die un¬
schlüssig dastehenden Soldaten mit den Worten anredete: „Seid ihr auch
Bürger, tapfere Soldaten der französischen Garde, und vernehmt ihr
diesen Ruf? Seht ihr diese Unglücklichen, die man hierher trügt, und
die nach euch die Arme ausstrecken? Hört ihr den Donner der Kanonen,
— eben wurde der Vierundzwanzigpfünder der Bastille abgefeuert —
mit denen der Schurke Launay unsere wehrlosen Väter, Frauen und
Kinder vor der Vastille ermordet? Wollt ihr sie niedermetzeln lassen,
ihr, die ihr Waffen, Geschütze und Kräfte habt, sie zu verteidigen?
Soldaten der französischen Garde, man mordet die Bürger von Paris,
und ihr wollt nicht gegen die Vastille marschieren? Eure Sergeanten
wollen sich nicht an eure Spitze stellen, um euch zum Kampf zu führen?"
Augenblicklich schlossen sich die Glieder der Mannschaften, die Sergeanten
traten auf ihre Posten: „Vorwärts! Wir folgen!" riefen sie, und der
Ausbruch geschah. Den 150 Füsilieren und Grenadieren schlossen sich
400 Bürger mit 5 Geschützen an, und unter dem Ruf: „Den Tod oder
die Bastille!" ging der Zug der Festung zu. Hulin war ein Schweizer,
in der Nähe von Genf zu Hause,- ein Mann von außergewöhnlich hohem
Wuchs und starkem Körperbau, mit einer mächtigen Stimme und andern
natürlichen Talenten begabt, die er jetzt erst in sich entdeckte. In der
Garnison, die während der bürgerlichen Unruhen in Genf errichtet worden
war, hatte er die Stelle eines Adjutanten ausgefüllt; jetzt stand er in
La Briche bei St. Denis einer Waschanstalt vor; das Mißgeschick seines