Full text: Deutsche Geschichte (Cursus 2)

26 Der Bürger- und Bauernstand. 
Adels und den der Leibeigenen. Zum Adelstände gehörten 
alle Besitzer größerer Ländereien. Hatten sie diese Besitzungen 
vom Könige für gewisse Dienste geliehen erhalten, so waren sie 
dessen Lehnsleute oder Vasallen. Starb ein Vasall, so fiel 
seine Besitzung, die den Namen Lehen führte, an den Lehnsherrn 
zurück, und es hing von ihm ab, damit den Sohn des Ver¬ 
storbenen oder einen Andern 311 belehnen. — Der Bürgerstand 
kam erst auf, als Heinrich I. die Zahl der Städte vermehrte. 
Da sie wegen der im Mittelalter herrschenden Unsicherheit mit 
Mauern, Wällen und Gräben versehen waren, so glichen sie den 
Burgen, und hiervon erhielten ihre Bewohner den Namen „Bürger". 
Mit der Zeit vermehrte sich die Volksmenge in den Städten und 
die Gewerbe in denselben wurden immer mehr vervollkommnet. 
Um das Aufblühen der letztern weiter zu befördern, traten die Ge- 
werbtreibenden unter gewissen Gesetzen zusammen itnb bildeten 
sogenannte Zünfte, Gilden und Innungen. Nach und nach 
entstand auch unter den Zünften ein reger Wetteifer, und die eine 
suchte sich von der andern einen höhern Rang und eine höhere Be¬ 
rechtigung zu verschaffen. Wie die Adeligen ihre Namen von ihren 
Schlössern unb Burgen entlehnten, so entlehnten die Bürgerlichen 
ihre Namen entweder von ihrer» Gewerbe, wie Schmidt, Schlosser, 
Schneider — oder von gewissen Körpereigenthümlichkeiten, wie 
Großkopf, Lange, Kurz, Schwarz rc. Alle diese Namen wurden 
später Familiennamen. 
Der höhere Schwung, den die Kreuzzüge namentlich auf den 
Handel ausübten, ließ bald hier und da größere oder kleinere Han¬ 
delsstädte entsteherr. In Kurzem zeichneten sich Nürnberg, Augs¬ 
burg, Regensburg im südlichen Deutschland und Bamberg, 
Lübeck und Bremen im nördlichen Deutschland durch ihren 
großen Reichthum aus. Dieser Reichthum weckte das Selbstge¬ 
fühl der Bürger, und so strebten sie nach immer höherer Bedeutung 
und Geltung. Verwirklichen ließ sich dies Streben leicht, sobald 
der Fürst, dem sie angehörten, sich in Geldverlegenheit befand. 
Gern bewilligten sie ihm seine Forderung imb errangen sich dafür 
von ihm ihre Freiheit und Unabhängigkeit. Solche Städte führten 
dann den Namen freie Reichsstädte, die Niemanden, denn nur 
den Kaiser, als ihren Oberlehnshcrrn anerkannten. Ihre wichtigste 
Sorge war, sich besonders vor den Raubrittern zu schützen, die 
von ihren Burgen auf die vorüberziehenden Kaufleute lauerten. 
Aus dem Grunde vereinigten sich 124k zuerst Hanlburg und 
Lübeck zu einem Bündniß und unterhielten zu ihrem Schutz auf
	        
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