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tunstliebenden Königs Ludwig I. von Bayern. Das Tageslicht bricht sich
in den bemalten Fenstern und verbreitet einen eigenartigen Dammerschein
durch die weiten Hallen.
Dieser Riesenbau hat seinen Ursprung in einem Dom, der im
Jahre 814 an derselben Stelle gebaut, aber durch eine Feuersbrunst im
Jahre 1248 zerstört wurde. Noch in demselben Jahre legte der Erz¬
bischof von Hochstaden den Grundstein zu dem Bau dieses bedeutsamen
Gotteshauses, und zwar nach jenem herrlichen Entwürfe, der von dem
Meister Gerhard aus dem Dorfe Nile bei Köln stammen soll. Das
Vermögen des Kölner Kirchenfürsten, sowie der damalige Reichtum der
Bewohner dieser Stadt machten den Beginn eines so gewaltigen Ban-
werkes möglich. Auch brachten die vielen Pilger, die aus den entfernten
Gegenden zur Verehrung der Gebeine der heiligen drei Könige dorthin
wallfahrteten, zum Bau des Domes große Schätze zusammen.' Aber die
Kosten wurden doch endlich so groß, daß die Arbeit eingestellt werden
mußte, ehe noch die Hälfte fertig war. Von 1500 bis 1828 ruhte der
Bau nicht bloß, sondern mußte sogar manche Verunstaltungen erleiden.
So wurde z. B. zu Ende des vorigen Jahrhunderts der der damaligen
Nüchternheit geschmacklos erscheinende Farbenschmnck der Wände weiß über¬
pinselt, und unter der französischen Herrschaft traf bcn Dom sogar das
unwürdige Schicksal, in ein Futterlager verwandelt zu werden. Als aber
Friedrich Wilhelm IV., der hochbegabte und kunstsinnige Fürst ans dem
Estufe der Hohenzollern, die Losung zum Weiterbau ausgegeben und das
Schntzherrnamt übernommen, da betrachtete ganz Deutschland den Dombau
als eine Angelegenheit des ganzen Volkes. Am 4. September 1842 legte
der König Friedrich Wilhelm IV., umgeben von vielen fürstlichen Personen,
den Grundstein zum Fortbau des Domes. Bevor er die üblichen drei
Hammerschläge auf den Stein that, hielt er jene denkwürdige Rede, in
welcher er den Dom für das Werk des Brndersinns aller Deutschen aller
Bekenntnisse erklärte.
Ans Anregen des Königs wurde noch in demselben Jahre ein Dom¬
bauverein gegründet, der es sich zur Aufgabe machte, dieses herrliche
Denkmal alter Baukunst weiter auszubauen und zu vollenden. Zn den
Beiträgen der Mitglieder dieses Vereins zahlte der preußische Staat jährlich
15 000 Mark. Mit diesen reichen Mitteln wurde bis 1865 das Langhaus
erbaut, 1880 waren auch die mächtigen Türme vollendet. Am 15. Oktober
1880, dein Geburtstage des hohen Gönners, wurde in Gegenwart Kaiser
Wilhelms des Großen und vieler fürstlichen Personen der Schlußstein der
Kreuzblume des südlichen Turmes eingesenkt, und Glockengeläute und
Kanonendonner verkündeten der versammelten Menge, daß hiermit jenes
Riesenwerk, an dem das deutsche Volk über 600 Jahre gebaut, vollendet
sei. Möge der, zu dessen Ehre es errichtet ist, es behüten und erhalten
und unser teures Vaterland mit ihm allezeit. xa# Verschiedenen.
215. Meister Armins Keerschau.
Zur mitternächtigen Stunde Und unter ihnen der Meister
Da regt stch's zu Straßburg im Dom; Ruft weit in das Land hinein:
Es steigen die Bauherrn zur Zinne „Wann kommen die Teutschen wieder,
Und schauen hinüber zum Strom. Du alter Vater Rhein?
Schürmann u. W indmöller. Lehr- u. Lesebuch f. Fortbildungs- u. Gewerbesch. l. 8. 26