Full text: Für Schüler von 13 bis 16 Jahren (Theil 3)

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so drohenden und gefährlichen Anschein nahm, bestürzt. Ingicr 
stellte sich ruhig neben den Alten, und Thorstein war in der 
peinlichsten Verlegenheit. »Ich bin Schuld,« rief er, »ich wollte 
den Freund überraschen.« Aber Else lief gleich, als sic die don¬ 
nernde Stimme des Vaters hörte, voller Angst und wie durch eine 
geheime Ahnung getrieben, nach der Thür, und in demselben Au¬ 
genblick ward diese eröffnet, und ein stattlicher junger Mann mit 
einem blühenden Gesicht und großen, feurigen, Hellen Augen trat 
herein. 
»Adolph!« rief die Geängstigtc, und der Hereintretende er¬ 
blickte mit Erstaunen den zornigen Alten, und wie der Fremde, 
dessen Anwesmheit ihm bekannt zu sein schien, seinen Degen ent¬ 
blößte. Schnell hatte indessen Else den jungen Mann von der 
Veranlassung zu diesem heftigen Auftritt unterrichtet, und er eilte 
zu dem Obersten hin. Sich freundlich ihm gegmüberstellend, hob 
tx an: 
»Herr Oberst! erlauben sie mir ein ruhiges Wort; ich habe 
das Recht, mich in einen Streit zu mischen, dessen Ausgang für 
uns alle, auch für sie nur unangenehm sein kann; dieses Mäd¬ 
chen, die Tochter des Hauses, ist meine Braut, und ich bin stolz 
darauf, sie zu besitzen. Dieser chrwürdige Mann will mein Va¬ 
ter sein, und ich nenne es einen Ruhm für mich, sein Sohn zu 
heißen.« 
Der Oberst senkte, noch zornig, seinen entblößten Degen. 
»Was haben sie mir zu sagen?« rief er, nur mit Mühe sei¬ 
nen Ingrimm verhehlend. Auch der Alte schien ungeduldig. 
»Lieber Vater!« bat Adolph, »lassen sie mich mit dem Herrn 
reden.« 
»Sie kennen«, fuhr er fort, da ihn keiner verhinderte, »den 
vermögenden norwegischen Bauer, den freien Mann, den, nur dem 
Gesetze und dem Könige unterworfenen, unabhängigen Herrn seines 
Besitzes nicht, ja ich entschuldige sie, da sie mit der Bmennung 
Bauer den Begriff der Knechtschaft zu verbinden gewohnt sind, 
daß selbst der Empfang, den sie hier gewiß gefunden haben, nicht 
im Stande war, ihre Vorurtheile zu überwinden. Aber sie ken¬ 
nen nicht das tägliche Leben ihres Wirths und seiner Familie; sic 
wissen nicht, wie sie alle, zwar eine kräftige, aber höchst einfache 
Nahrung genießen, wie sie zwar reinlich und sauber, aber auf die 
prunkloseste Weise leben. Sie finden nur zwei Prachtstuben, eine
	        
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