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wo er etwas zu verachten oder zu tadeln finden konnte.
Aber ein jeder ging auch weg, wo Peter hinkam, und
er wurde von allen Leuten verachtet.
Prahle nicht und verkleinere nicht. Nenne alles
bei dem rechten Namen. Triff das Maaß in allen Din¬
gen. Sieh, wenn du nicht als Obrigkeit, oder als
Herrschaft, oder als Lehrer deine Unterthanen, Gesinde
und Zuhörer bessern sollst, und auf Ordnung und Recht
halten mußt, lieber auf das Gute, alö auf die Fehler
deiner Nebenmenschen.
Spr. 17, 28. Cap. 26, 5. Matth. 7, i.
ito. Die Wahrheit.
9Benn Wilhelm um das, was er von irgend einer
Sache wußte, gefragt wurde, es sey in den Gerichten
oder sonst im ernsthaften Gespräch, so sagte er darüber
seine aufrichtige Meinung, und wie eS ihm um das
Herz war. Er vergrößerte und verkleinerte nichts, son¬
dern wie sich die Sache verhielt, so redete er davon.
Es tranete ihm daher ein jeder, und sein bloßes Ja
und Nein galt niehr, als der Schwur eines andern;
welches ihm die Hochachtung und das Vertrauen aller
Leute erwarb.
Ein jeglicher meide die Lügen und rede die Wahr¬
heit, denn der wahrhaftige Mund bestehet ewiglich.
121. Die Reisenden.
Sin einem Scheidewege, wo drei Wege abgingen, fand
ein Arzt, der zu Pferde reifete, um einen todtkranken
Familienvater zu besuchen, einen Menschen, und fragte
ihn freundlich, welchen Weg er nehmen müßte, um nach
einem gewissen Dorfe zu kommen, und weil ihm viel
daran gelegen war, so versprach er ihm eine Belohnung,
wenn er cs ihm mit Gewißheit sagen würde. Dieser
Mensch wußte nun nicht gewiß, welches der rechte Weg
nach dem Dorfe war; aber die Belohnung reizte ihn.
Er that, als wenn er es wüßte, und sprach: „Der mit-
,stetste Weg führt gerade nach dem Dorfe, denn ich
„kssnimc von dort her." Der Reisende gab ihm daS
Versprochene und ritt fort. Als er lange Zeit geritten