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i2z. Der neue Pflug.
Einst kam ein Künstler an ein Dorf, und sahe auf dem
Felde die Leute pflügen. Er ging hin und besah den
Pflug, womit sie pflügten; und als er fand, daß der
Pflug nichts taugte, da sprach er: „Liebe Leute, es
„jammert niich, daß ihr euch so quält, ich will euch
,,einen bessern Pflug niachen lehren, damit sollt ihr euch
„und euer Vieh nicht so quälen, und doch leichter und
„besser pflügen können." Da das die Leute hörten, hu¬
ben sie Steine auf, und warfen den Mann, schalten auf
ihn, und sprachen: „Was! du willst klüger seyn, als
„unsere Vorfahren, die immer mit solchen Pflügen ge-
„pflügt haben? Mit diesem Pfluge können wir
„schon pflügen, und mit dem neuen, wenn er auch
„besser wäre, müßten wir erst lernen." War das recht?
124. Martin und sein Lehrer.
artin. Aber wenn ein Garten alle Jahre tragen
kann, so könnte das Feld ja auch alle Jahre besäet
werden?
Der Lehrer. Warum nicht? Wende nur eben
den Fleiß an dein Feld, als an deinen Galten, so wird
das geschehen können: und was das Wichtigste ist,
worauf es noch ankommt, wirst du selbst finden.
Martin. Etwa daß das Ackerfeld eben so gute
Erde und Lage habe, als der Garten?
Lehrer. Freilich. Denn wenn du z. B. einen
Sandverg dazu wählen wvüwst, der dem Sonnenbrände
bloß gestellt läge, da würde dir weder dein Graben noch
Düngen etwas helfen — oder einen Fleck, der oft über¬
schwemmt würde — Aber Martin, welche Seite der
Sandberge laßt sich doch durch Mühe verbessern?^
Martin. Die nach Nvrdost liegende, weil da die
Sonne ain wenigsten brenne.
Lehrer. Recht! Doch wenn du die Wahl hattest,
wolltest du lieber ein jährlich oft überschwemmtes Stück
des besten niedrigen Ackers bearbeiten, oder einen Sand¬
berg?