Full text: Der neue Kinderfreund

Dich anzuschaffen. In seinem Garten standen zwei 
große Aepfelbäume von der Art, die man Vorsdorfer 
nennt, die hatte noch sein Vater gepflanzt. Seit eini¬ 
gen Jahren hatte der Bauer viel Fleiß an die Bäume 
gewendet, weil einmal der Prediger von dem Nutzen 
der Obstbäume mit ihm geredet hatte. Er hatte da- 
schlechte Holz ausgehauen, die Raupennesier vertilgt, 
und die Bäume gedüngt. In dem Jahre, da es dem 
Bauer so schlecht ging, fingen die Baume wieder an zu 
tragen, und brachten über zehn Scheffel große und 
schöne Aepfel. Sie waren nicht überall gerathen, und 
deswegen so theuer, daß der Bauer jeden Scheffel um 
zwei Reichsthaler und sechszehn Groschen verkaufen 
konnte. 
Seht, so halfen ihm ein paar gut gewartete Bäu¬ 
me, durch Gottes Segen, auS der Noth. Sir. 11,13. 
135. Der Seidenbau. 
(Ein Gespräch.) 
Kunz. Wie kommt es wohl, daß unser Küster so'viele 
häßliche Seidenwürmer hält? 
Wilhelm. Weil sie ihm großen Vortheil bringen. 
Kunz. Ist denn dabei Vortheil, Gevatter? 
Wilhelm. Freilich: denn die Arbeit dauert nur 
sechs bis sieben Wochen, und dann verkauft er wohl 
zuweilen dreißig Pfund Seide, das Pfund zu sechs Tba- 
lern — das betragt einhundert achtzig Thaler *). Die 
Arbeit aber können alte zur Feldarbeit unverniögende 
Leute und Kinder verrichten. Und jeder Bauer hat Platz 
dazu, wenn er einen Boden hat. 
Kunz. Ich möchte wissen, wie man das macht? 
Wilhelm. Unser Schulmeister weiß es, und wei¬ 
set es einem jeden Kinde in der Schule. Die Haupt- 
*5 Es ist jetzt im Jahre 1825 wirklich ein Küster und Schul¬ 
lehrer in Stücken, der im Jahre 1324 für 212, 1325 für 
182, im I. 1826 für beinahe zoo Thlr. Seide verkaufte; 
und man sollte vielleicht jetzt, wo das Getreide so wohlfeil 
ist, wo also ein Morgen Sandland mit Maulbeerbäumen 
bepflanzt, vermittelst deS Seidenbaues einen weit höheren 
Ertrag geben dürfte, als weun man ihn mit Kogge» bestellt, 
— den Seedenbau «ehr betreiben.
	        
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