Full text: Der neue Kinderfreund

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fache ist, daß man den Wktrmern keime naffm und fau- 
len Maulbeerblätter giebt, vor der Mitte des Mai'S sie 
nicht auskriechen läßt, sie vor Ameisen und Mäusen ver¬ 
wahrt, und wann kalte Tage kommen, wenn sie noch 
klein sind, sie mäßig warm hält. 
Kunz. Aber, wo bleibt man mit der Seide? Wer 
kauft unser einem die ab? 
Wilhelm. Auch dafür hat unsre Obrigkeit gesorgt. 
Es sind in allen Städten Leute, welche die in den Back- 
bfen gedörrten Seiden-Cocons (denn so heißt das Ge- 
spinnste des Seidenwurms) pfundweise kaufen. 
Kunz. Nun so will ich doch unsre alte Mutter 
bereden, daß sie eS mit den Eewenwürmern versuche. 
Sie spricht ohnedies oft: „Wenn ich doch solche 
„Arbeit wüßte, die ich bei meiner Schwachheit thun 
„könnte, die Zeit wird mir so lang!" 
Wilhelm. Pflanzt nur auch viel Maulbeerbäume, 
damit eS ins Künftige nicht an Blättern fehle. Ich 
will an alle ledige Stellen welche setzen, oder einen gu¬ 
ten Obsibaum; denn ein guter Wirth muß alles nutzen. 
Uebrigens kommt der Maulbeerbaum auf dem schlechte¬ 
sten Sandboden fort. 
Kunz. Ihr habt Recht, Gevatter, das will ich 
auch thun. 
Frage verständige Leute um das, wa- du nicht 
weißt, und schäme dich selbst im Alter nicht, etwaS Gu¬ 
tes zu lernen und zu thun. 
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136. Das Korn ist wohlfeil. 
Älbilhelm hatte die gute Gewohnheit, von einem Jahre 
zum andern sein Brod - und Futterkorn vorräthig zu 
haben. Und wegen des Uebrigen nahm er alle Getreide¬ 
preise mit. Wenn er dann nach sechs Jahren zusam¬ 
men rechnete, so hatte er doch im Durchschnitt mehr 
eingenommen, als andere, die oft auf Theurung warte¬ 
ten, und die gute Gelegenheit zum Verkauf versäumten. 
E Er pflegte zu sagen: „Wer Korn zu verkaufen hat, 
„wünscht Theurung; und wer es kaufen will, wünscht, 
„daß es wohlfeil sey. Warum soll des ersten Wunsch 
„allein erhört werden ? Gott, der alle Geschöpfe ernährt, giebt 
„das Korn auch für die, die kein Korn säen, noch Ürnte«!"
	        
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