„Ach Matter, eilet, bringt uns fort, sonst ärnten
„sie, und greifen uns." —
„Die Vetter und Schwäger," antwortete die alte
Lerche, „ die vertreiben uns auch noch nicht! Noch
„hat es keine Noth." —
Und in der That, als der dritte Morgen erschien,
da kam weder Vetter noch Schwager.
Nun ward der Herr des Korns ungeduldig, rief
seinen Sohn und sprach: „Nein ! das ist zu toll; ver¬
fasse sich ja keiner auf andere. Gehe hin, mein Sohn,
„und hole uns jedem eine Sichel. Wir wollen selbst
„daran gehen, sonst fällt das Korngar noch aus, wenn
„es länger steht."
Als die alte Lerche dies hörte, sprach sie: „Nun
„Kinder, ist nicht länger zu warten. — Jetzt wird es
„Ernst.” — Und darauf eilte sie mit ihren Jungen
in die nächste Gerste, die noch grün war.
[In solche Fabeln kleideten die Weisen vor Al¬
ters manche gute Lehre ein, um sie angenehmer und
dend Gedächtniss behaltbarer zu machen. Eine solche .
Fabel ist unter andern in der Bibel, die vom Dorn-
strai Oh, im Buch der Richter 9, Z. u. s. w. Das gewöhn¬
lichste Trennzeichen dieser Erzählungen, die man Fa¬
beln nennt, ist, dass darin solche Dinge, dje weder
menschlich^ Begriffe, noch menschliche Sprachfähig-
keit haben, «toqh jls pdend eingeführt sind.]
nckW. Glückseligkeit.
Ä?ichel war MsXunzufrieden und mürrisch; obgleich
außer ihm kein/Mensch sonst finden konnte, daß er eS
eben zu seyn Lrsach ' hatte. Das kam aber daher: er
sah immer aufidas, was ihm fehlte, niemals auf das,
waS er hatte, und zerarbeitete sich beständig, um Mit¬
tel zur Glückseligkeit anzuschaffen, ohne jemals den Zweck
selbst, nämlich Glückseligkeit zu genießen. Als er nun
auch einst gegen Wilhelm klagte, so brachte dieser ihn
darüber zur bessern Erkenntniß durch folgendes Gleich-
niß: „Lieber Nachbar," sprach Wilhelm, „wir wollen
„einmal die Glückseligkeit oder das Glücklichseyn unS
„als ein Haus, das einer bauen wollte, vorstellen. Wie
„nun der, der da stets Kalk, Sand, Holz und Steine