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„zusammenfährt, aber nicht wirklich bauet, dadurch
„noch kein Haus erhält, so wird auch der nicht glücklich
„der bloß Mittel zur Glückseligkeit anschafft, daS ist
„viel Gutes kieset und lernt, viel Güter erwirbt und
„hat; aber sich selbst nicht glücklich dadurch macht."
Michel verstand Wilhelm noch nicht recht Er
fragte also: /fvoa$ denn Glückseligkeit eigentlich
„wäre?" Glückseligkeit oder Glücklichseyn," sagte
Wilhelm, „ist meistentheils der Wiederschein von der
„Freude, die man andern gemacht hat oder machen
„wollte. Thue Gutes, weil du Gott und deine Mit.
„menschen liebst: hilf, wo du kannst, mit Rath und
„That; mache, daß von deinetwegen des Guten mehr,
„und des Bösen weniger in der Welt werde, so wirst
„du glücklich seyn können." Und dann
Genieße, was dir Gott beschieden,
Entbehre froh, was du nicht hast;
Wie jeder Stand hat seinen Frieden,
So hat auch jeder seine Last.
Durch Murren wachst nur unser Leiden,
Fürwahr, es mindert keine Noth.
Sey froh, und danke Gott mit Freuden
Für Wasser und für Salz und Brod!
149. Der zufriedne Hausvater.
Äls in den ersten mühsamen Jahren seiner Wirthschaft,
Wilhelm mit seiner Frau und seinen Kindern sich sehr genau
behelfen mußte, da pflegte Wilhelm durch seine Fröh¬
lichkeit und sein Vertrauen auf Gott sein ganzes Haus zu
erbauen. Wann er vor dein Tisch als Hausvater betete,
wählte er immer solche Sprüche der Bibel, die ermun¬
tern und trösten konnten. Eins von seinen Gebeten war
folgendes: „Herr Gott! der du oft mit wenigem Viele
„satt machtest, und wo Zwei oder drei von deinen Kin-
„dern versammelt sind, mitten unter ihnen bist, erhöre
„mein Gebet! Segne unS die Speise, diese GotteS
„Gabe — daß sie uns gedeihe zum frommen und ar.
„beitsamen Leben!" Als einmal theure Zeit war, da
hatte Wilhelm nicht viel,, aber andere hatten doch noch
weniger; darum sorgte er, daß auch die Arnien Theil
nähmen an seiner Mahlzeit. „Sollten wir nicht leben