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„Nacht gehen wir hin , und du sollst die Hälfte vom
„Schatz haben, weil du das Geld herglebst.” Sie gin¬
gen also in den Busch; der Bergmann nahm die drei
und dreissig Thaler drei Groschen drei Pfennige in
Empfang, stellte Hans an einen Eichbaum, und ver¬
bot ihm, bei Lebensstrafe, zureden; gebot ihm da¬
gegen, dort drei Stunden still zu stehen. Indess der
Bauer da stand, ging der Bergmann mit dem Gelds
über die Grenze und davon. Am Morgen kam der
Bauer, der lange gefroren und gewartet hatte, nach
Hause. Und wem er sein Unglück erzählte, der
lachte ihn aus.
151.
„Ä8enn ich nur einen Lappen von einem Gehenkten
„hätte, um meine Pferde damit täglich abzuwischen;
„dann sollten sie schon zunehmen und gedeihen." So
sprach Fritz zu einem verständigen Herrn, bei dem er
als Knecht in Dienst gekommen war. Als ihm nun
der Herr dieses widerlegte, führte Fritz das Beispiel von
einem Knecht in dem Dorfe an, wo er zu Hause gehörte.
Dieser Knecht, erzählte Fritz, wäre auch bei einem Ge¬
spann magerer Pferde gekommen; aber er sey bald de-
Nachts zu einen; Galgen gelaufen, und habe dort dem
Gehenkten einen Lappen abgerissen, und als er damit
die Pferde täglich gewischt/ so^ wären sie, zur Verwun¬
derung aller Leute, immer kräftiger und sieischiger ge¬
worden. „Also meinst du, Fritz," sprach der Herr,
„daß wirklich bloß der Lappen von dem Gehenkten die
„Pferde fett gemacht habe?"
Fritz. Ja, Herr, waS sonst? Vorher waren sie
so schlecht, daß sie nicht gehen konnten.
Herr. Wenn du willst, so will ich dir von dieser
thörichten Meinung helfen. Antworte mir nur auf
meine Frage. Hatte der Knecht, der den Lappen des
Nachrs vom Galgen holte, seine Pferde lieb?
Fritz. Ja, Herr, sonst würde er sich die Mühe
nicht gegeben haben.
Herr. Wer die Pferde liebt, und wünscht, daß
sie zunehmen sollen, läßt der sie etwa auch hungern und
dürsten? oder überjagt er sie? oder ladet er mehr auf,