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Warm sie auf das Gute oder auf das Böse gerichtet?
Woran dachte ich am liebsten und wann ich allein war?
Bestritt ich auch in mir ein unerlaubtes Verlangen?
Schüler. Gewiß, das letzte ist nöthig.
Lehrer. Warum das?
Schüler. Oft kann ich einen bösen Vorsatz nicht
ausführen, weil ich gehindert werde. Er wird da zwar
nicht zur Handlung, aber dadurch wird doch meine Ge¬
sinnung nicht besser.
Lehrer. Nun, kannst du mir sagen, was das
heißt: sich selbst prüfen?
Schüler. Sich nicht allein fragen: Wie waren
heute deine Handlungen? sondern auch: Wie waren
deine Gedanken, Absichten und Vorsätze beschaffen?
Lehrer. Warum ist daö erste nicht genug?
Schüler. Damit ich wich nicht selbst berrüge,
und mich für besser halte, als ich bin, und damit mir
das Gute zur Gewohnheit werde, und auch nicht einmal
ein böser Gedanke in mir aufsteige.
Lehrer. Wie verbindest du damit die dir bekannten
Lehren von Ursachen und Wirkungen, oder Folgen?
“ Schüler. Die Ursach aller bösen Handlungen sind
böse Gedanken, Absichten und Vorsätze. Denn man
thut gewöhnlich, was nran will, wenn man kann. Wer
also von der Folge dieser bösen Gedanken, Absichten und
Vorsätze, nämlich von bösen Handlungen frei zu bleiben
wünscht, der muß ihre Ursach, nämlich die bösen Ge¬
danken wegschaffen.
Lehrer. Wie schafft man aber böse Gedanken am
besten weg?
Schüler. Wenn man Gott als seinen Herrn,
Beschützer und Wohlthäter liebt, und sich gewöhnt, täg¬
lich oft zu Gott zu beten.
Lehrer. Ist dazu allemal ein Gebetbuch oder ein
auswendiq gelerntes Gebet unumgänglich nöthig?
Schüler. Nein, lieber Lehrer. Darf ich doch
meinem leiblichen Vater meine Noth mit meinen eigenen
Worten klagen.
Lehrer. Ja wohl. Und Gott hat dein Gebet
nicht nöthig, um zu erfahren, was dir fehlt, sondern
du hast das Gebet nöthig, um dich durch das Andenken