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37. Gute Gedanken.
©oís Lob! daß ich nun wissen kann,
Was bös' und gut sey, und woran
Ich beides unterscheide.
Recht will ich thun; hilf mir, o Gott,
Nicht achten auf der Menschen Spott,
Wann ich das Böse meide.
Denn Gott ist doch der beste Freund,
Er lenkt, was noch so widrig scheint,
Zum wahren Wohlergehen.
Wer fromm ist, den verstößt Gott nicht;
Der darf mit Kindeszuversicht
Auf ihn, als Vater, sehen.
38. Vom Nutzen des Lesens und Schreibens.
Ein verschuldeter aber arglistiger Bürger erfuhr, daß
Hans, der weder schreiben noch lesen konnte, Geld geerbt
hakte, und es gern auf Zinsen ausleihen wollte. Er
ging also zu Hansen und versprach ihm, sechs Thaler
für jedes hundert Reichsthaler jährlich an Zinsen zu ge¬
ben, ihm sein Brauhaus zu verschreiben, auch das ge¬
liehene Geld in einem Jahre wieder zu bezahlen; doch
mit dem Bedinge, daß Hans es nicht unter die Leute
bringen sollte. Das gefiel Hansen wohl; er holte das
Geld, nebst Feder, Papier und Dinte. ^ Der Bürger
schrieb einen ganzen Bogen voll nichtswürdiger Possen
Hin, und statt seines Namens, einen Namen, den kei¬
ner aussprechen konnt«. Der Bauer verwahrte diesen
Brief sorgfältig, und der Bürger nahm das Geld. Kurz
darauf ging der Bürger in die weite Welt. Laß ihn
laufen, sprach Hans, ist mir doch das Haus verschrie¬
ben, und das ist mehr werth, als die Schuld. Da
machte sich Hans auf den Weg, und meldete sich bei
dem Rathe der Stadt. Aber als er den Bogen in den
Gerichten vorzeigte, ward er abgewiesen, weil nicht ein
Wort von einer Schuldverschreibung darauf stand. Des
Bürgers anderweitige Gläubiger wurden bezahlt, denn
die hatten sich besser, als Hans, vorgesehen. Nur
Hans ging leer aus. Als er nun traurig nach Hause
kam, sprach er: ach hätte ich doch schreiben und lesen