Full text: Der neue Kinderfreund

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„nicht genug, das Fieber loszuwerden, man muß auch 
„nachher keine schlimmere Krankheit bekommen, als das 
„Fieber selbst ist. Ich will zum Prediger gehen, und 
„was der mir rathen wird, das will ich thun." Die. 
ser war ein erfahrener Mann, und für wenige Groschen 
Arzenei ward die Ursach des Fiebers aus dem Leibe ge- 
schafft; und da hörte daS Fieber, als die Wirkung, 
von selbst auf. 
55. Der Ungeduldige. 
Claris war krank, und die Krankheit endigte sich mit 
einem Ausschlage in der Haut. Ein erfahrener Predi» 
ger, der ihn besuchte, rieth ihm, sich etliche Tage ru¬ 
hig zu halten, sich vor Erkaltung zu hüten und das 
Empfindliche des Ausschlags, wodurch die Krankheit ge. 
hoben würde, geduldig zu ertragen, ohne es durch 
Kratzen und Neiden zu vermehren. Aber Klaus folgte 
diesem guten Rathe nicht; er erkältete sich, und kratzte 
sich allenthalben wund. Dadurch wurden die Schmer¬ 
zen vermehrt, und er ward immer ungeduldiger. End¬ 
lich schlug durch die oftmalige Erkaltung der Ausschlag 
zurück, und Klaus mußte unter großen Schmerzen 
sterben. 
Einige Krankheiten sind bloß empfindlich und schmerz¬ 
haft, aber nicht gefährlich, sondern vielmehr heilsam. 
Und nur dann wird der Kranke wieder gesund, wenn er 
sie geduldig erträgt und abwartet. 
56. Der Sanftmüthige. 
*9anS wurde im Anfange, als er Schulze geworden, 
und auf Ordnung und Recht im Dorfe zu halten an¬ 
fing, oft von den Nachbarn angefeindet, und mit em¬ 
pfindlichen Reden gescholten. Aber er schalt nicht wie¬ 
der, sondern sprach: „Ihr Leute, warum scheltet ihr 
„auf mich? Ich suche ja euer aller Bestes. Ohne Ord- 
„nung kann kein Dorf glücklich seyn. Mit der Zeit 
„werdet ihr das besser hinsehen und mir danken." 
Vergeltet nicht Böses mit Bösem, sondern traget 
es sanftmüthig; wenn ihr um etwas Gutes willeu lei
	        
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