35
Gotttes mit best Menschen nicht genug unterrichtet sind.
Spr. Sal. 14, 32.
Lernt, Kinder, aus allen solchen Geschichten, wie
viel Nützliches man in guten Schulen. lernt!
62. Verschiedene Folgen des ordentlichen und un¬
ordentlichen Lebens.
Einst waren zwei Schwestern in einem Dorfe; die äl¬
teste war ordentlich und sittsam, und die jüngste frech
und liederlich.
Die älteste, nachdem sie eine Zeitlang fleißig und
treu gedient hatte, heirathete einen guten Mann, mit
dem sie vergnügt lebte..
Die jüngste aber ward ihrem Bräutigam ungetreu,
und lief mit einem andern Mann davon. Dieser aber
war selbst liederlich; und weil er gewahr wurde, daß
sie mit andern freundlicher that, als mit ihm, so ver¬
ließ er sie und ihr Kind in großer Armuth. Sie bettelte
sich nun nach ihrem Vaterlande zurück, wo sie von al¬
len ihren vorigen Bekannten verachtet wurde. Indeß
verdarbte ihr unschuldiges Kknd; und weil sie, statt zu
arbeiten, lieber stehlen wogte, so kam sie in das Zucht¬
haus, worin sie auch starb.
Des Lasters Bahn ist Anfangs zwar
Ein breiter Weg durch Auen;
Allein sein Fortgang wird Gefahr,
Sein Ende Nacht und Grauen.
Der Tugend Pfad ist Anfangs steil,
Lässt nichts als Mühe blicken:
Doch weiterhin fuhrt er zum Heil,
Und endlich zum Entzücken.
63. Es ist mehr Gutes als Böses in der Welt.
Ehrisiian sprach oft zu seinen Kindern: „Kinder, wann
„es euch wohl geht, wann ihr mit Lust esset, wany ihr
„gesund seyd, wann es schön Wetter ist, wann die Vd-
„gel singen, wann ihr euch an dem Anblick des Getrei¬
des oder am Geruch, der blumigten Wiese vergnügt —
„so danket Gott Mt Freuden, der alles dies Gute giebt.
C 2