47
der Wirthschaft verbrauchen muß, sondern verkaufen
oder verhandeln darf, kommt alles bei der Zandwirth-
schaft an. Die Ursach davon ist, weil dadurch Geld zu
baaren Ausgaben und zu Bedürfnissen, die der.Landmann
um Geld kaufen muß, und zu Vermehrung deö baaren
Vermögens geschafft wird.
Michel hatte drei Hufen Land, und ärntete achtzehn
Mispel Getreide: aber es gehörten vierzehn Mispel zu
seiner Wirthschaft. Hans hatte anderthalb Hufen und
ärntete neun Mispel; brauchte aber nur vier Mispel zu
seiner Wirthschaft. Hans war also bei anderthalb Hu,
fen reicher, als Michel bei drei Hufen; denn man wird
nur durch das reich, waS man übrig hat.
Gottes Segen ist gemeiniglich bei der fleißigsten
und verständigsten Wirthschaft. Denn Hagelschlag, Ue-
berschwemmungen, Dürre, Brand, Viehsterben unv
Krieg find ungewöhnliche Fälle, und treffen die faulen,
so wie die fleißigen Wirthe.
Oft sagt der Landmann: „Gott hat meine Aernte
„nicht gesegnet," da er doch sagen sollte: Ich bin jaul
oder unverständig gewesen, ich habe das Land nicht
recht besorgt, ich habe schlechten Samen gesaet, ich l abe
Stroh, statt Mist, auf den Acker gefahren, ich habe zur
Unzeit Brache gepflügt, ich habe das Wasser im Wilder
von der Saat nicht abgeleitet rc.
Gott segnet gewöhnlich mittelbar. Wer also die
rechten Mittel als die Ursachen einer guten Aernte nicht
anwenden will, der darf auch die gute Aernte, als die
gute Wirkung, nicht erwarten.
75. Der Alte.
9ln einem stillen Abend saß ein alter Bauer vor seiner
Thüre. Im Mondenschein glanzte sein silberweißes Haar.
Neben ihm stand sein Sohn, dem er daS Gut überge¬
ben hatte, und feine junge Frau; 'ihr kleines Kind
spielte vor seinen Füßen. „Meine lieben Kinder,"
sprach der Alte, „ich fühle, daß ich bald sterben werde^
„denn ich ' in alt und schwach. — Weinet nicht, dafi
„ich euch dieses sage; aber hört meine wohlgemeintem
„Ermahnungen an. Bleibt fromm und redlich, hütet
„euch vor Neid und Geiz, liebet Gott über alles, weil!