— 48
„ihr alleS von ihm habt, seyd wohlthätig gegen die Ar-
„men, fleißig in eurem Beruf, und ehrerbietig und ge-
„horsam gegen eure Obrigkeit. Seyd friedfertige Nach-
„barn und Eheleute, und erzieht eure Kinder zu verstän-
„digen und rechtschaffenen Menschen, durch gute Lehren,
„und vornänilich durch euer eignes gutes Beispiel. —
„So werdet ihr mit Ehren alt werden, und einst, wie
„ich, den Tod gelassen erwarten können; denn ich getrö-
„ste mich, nach Gottes Wort, eines bessern Lebens." —
Und als er diese Worte gesprochen hatte, da starb er.
76. Der Unverschämte.
Ein Herr hatte einem verarmten Bauern sein Ackergut
schuldenfrei gemacht, Sommer- und Wintersaat bestellt,
ihm das nöthige Vieh, und alle Werkzeuge zur Arbeit
tüchtig und neu gegeben, und dabei versprochen, bei au¬
ßerordentlichen Unglücksfällen ihm seine Hülfe nicht zu
versagen. Wenn der Bauer nun fleißig gearbeitet hätte,
so müßte nothwendig sein Wohlstand zugenommen ha¬
ben. Das that er aber nicht. Er nahm daö Seinige
nicht in Acht, sondern war faul und liederlich. AlS er
nun hierdurch bald in Noth gerieth, ging er zum Herrn
und bat, daß er ihm doch, wie er versprochen hatte,
helfen und vor Armuth schützen möchte. „Ich habe dir
„schon geholfen," antwortete der Herr, als ich dir
„alle Mittel gab, deinen Zustand zu verbessern. Du
„aber mußtest diese Mittel anwenden und brauchen
„wollen. Außerordentliche Unglücksfälle haben dich
„nicht betroffen. Das aber habe ich nicht versprochen,
„daß ich dir auch dann helfen wollte, wann du durch
„Trägheit und Nachläßigkeit in Noth gerathen würdest."
So unverschämt, wie dieser Bauer gegen seine»
Gutsherrn sich benahm, eben so unverschämt benehmen
sich manche Menschen gegen Gott, indem sie die Gaben
und Wohlthaten Gottes nicht achten und nicht gebrau¬
chen; und dann, wann sie durch ihr eignes Verschulden
in Noth und Elend gerathen, von Gott Hülfe begehren,
anstatt sich anzustrengen und sich zu bessern.
77. Der