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B. Am eignen Herd. 
1. haus und Familie. 
107. Glockenklänge in Haus und heim. 
III. Weiße Blasen seh' ich springen; 
wohl, die Massen sind im Sluß. 
Caßt's mit Aschensalz durchdringen! 
Das befördert schnell den Guß. 
Auch vom Schaume rein 
muß die Mischung sein, 
daß vom reinlichen Metalle 
rein und voll die Stimme schalle. 
3. Denn mit der Freude Feierklange 
begrüßt sie das geliebte Kind 
auf seines Lebens erstem Gange, 
den es in Schlafes Arm beginnt; 
ihm ruhen noch im Zeitenschoße 
die schwarzen und die heitern Lose; 
der Mutterliebe zarte Sorgen 
bewachen seinen goldnen Morgen. — 
Die Jahre fliehen pfeilgeschwind. 
Vom Mädchen reißt sich stolz der Knabe; 
er stürmt ins Leben wild hinaus, 
durchmißt die Welt am Wanderstabe; 
fremd kehrt er heim ins Vaterhaus. 
Und herrlich, in der Jugend Prangen, 
wie ein Gebild aus himmelshöhn, 
mit züchtigen, verschämten Wangen 
sieht er die Jungfrau vor sich stehn. 
Da faßt ein namenloses Sehnen 
des Jünglings Herz; er irrt allein; 
aus seinen Augen brechen Tränen; 
er flieht der Brüder wilden Reihn. 
Errötend folgt er ihren Spuren 
und ist von ihrem Gruß beglückt; 
das Schönste sucht er auf den Fluren, 
womit er seine Liebe schmückt. 
O zarte Sehnsucht, süßes hoffen, 
der ersten Liebe goldne Zeit! 
Das Auge sieht den himmel offen; 
es schwelgt das herz in Seligkeit. 
O, daß sie ewig grünen bliebe, 
die schöne Zeit der jungen Liebe! 
IV. Wie sich schon die Pfeifen bräunen! 
Dieses Stäbchen tauch' ich ein; 
sehn wir's überglast erscheinen, 
wird's zum Gusse zeitig sein. 
Jetzt, Gesellen, frisch! 
Prüft mir das Gemisch, 
ob das Spröde mit dem Weichen 
sich vereint zum guten Zeichen! 
4. Denn wo das Strenge mit dem Zarten, 
wo Starkes sich und Mildes paarten, 
da gibt es einen guten Klang. 
Drum prüfe, wer sich ewig bindet, 
ob sich das herz zum herzen findet! 
Der Wahn ist kurz, die Reu' ist lang. 
Lieblich in der Bräute Locken 
spielt der jungfräuliche Kranz, 
wenn die hellen Kirchenglocken 
laden zu des Festes Glanz. 
Ach, des Lebens schönste Feier 
endigt auch den Lebensmai; 
mit dem Gürtel, mit dem Schleier 
reißt der schöne Wahn entzwei. 
Die Leidenschaft flieht, 
die Liebe muß bleiben; 
die Blume verblüht, 
die Frucht muß treiben. 
Der Mann muß hinaus 
ins feindliche Leben, 
muß wirken und streben 
und pflanzen und schaffen, 
erlisten, erraffen, 
muß wetten und wagen, 
das Glück zu erjagen. 
Da strömet herbei die unendliche Gabe; 
es füllt sich der Speicher mit köstlicher 
habe; 
die Räume wachsen; es dehnt sich das 
Haus.
	        
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