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geben, und so kriege ich eine große Summe zusammen, daß ich meine Sol-
baten bezahlen und so meinem Lande helfen kann, damit es immer
mehr aufblüht." Seht, da könnt ihr recht erkennen, wie wunderbar es
eingerichtet ist: wenn der Herrscher im Lande stark ist und Macht hat,
kann er dem ganzen Lande helfen, daß es aufblüht und alle sicher wohnen.
Und wieder der Herrscher hat nur Macht und ist nur stark, wenn es seinem
Lande wohlgeht, daß alle Leute im Lande ihm etwas abgeben und mithelfen
können, daß er sein Heer und feine Beamten bezahlen kann. Man sagt:
die Iuteresseu des Herrschers und der Untertanen decken sich, sie fallen
ganz zusammen. Das geht bei niemandem sonst so. Den Junkern uud
den Bauern ist es oft einerlei, ob es den Städten gut geht, denn die Städte
steuern ihnen nichts; und den Städten ist es oft einerlei, ob es den Junkern
gut geht, denn die Junker steuern ihnen ebenfalls nichts. Die Landleute
fragen meist nicht viel danach, ob die Fabrikbesitzer und die Kaufleute reich
sind, denn dadurch werden sie selber nicht viel reicher; und die Fabrikbesitzer
fragen meist nicht viel danach, ob die Landwirte wohlhabend sind, denn sie
denken, es gibt ja auch noch genug andere Leute in der Welt, die uns
unsere Sachen abkaufen können. Aber der Landesfürst, wenn er klug ist,
der muß darnach fragen, daß es jedem seiner Untertanen gut geht, denn
dann kann jeder seiner Untertanen etwas beisteuern, damit die Staats-
fasse voll wird. Die Stände wollen im Gruude uur immer jeder für sich
sorgen, und jeder sucht, wie er am meisten für sich einheimsen kann. Der
Landesfürst aber und die Untertanen, die sind richtig aufeinander angewiesen.
Die Untertanen, wenn sie wollen, daß es ihnen wohlgeht, müssen für ihren
Landesfürsten sorgen nnd ihm gern Steuern zahlen und ihm eine recht
starke Heeresmacht geben, damit er die Feinde fernhalten und im Laude
Polizei und Gericht üben und die Ordnung schützen kann. Und der
Landesfürst, wenn er will, daß es ihm und dereinst seinen Kindern, die
ja wieder Landesfürsten werden sollen, wohlgeht, muß dafür sorgen, daß
das Glück und der Wohlstand seiner Untertanen blüht, damit man gern
in seinem Lande wohnt und jeder etwas hat, wovou er Steuern be-
zahlen kann und die Menschen gesund und stark werden, daß er gute
Soldaten kriegt. Wenn wir uns selber lieb haben, dann müssen wir auch
unseren Landesherrn lieb haben, denn er sorgt für uns alle, und wenn
der Landesherr sich selber lieb hat, dann muß er auch uns lieb haben,
denn wir alle sorgen für ihn. Wenn kein starker Landesherr da ist,
dann kämpfen leicht alle Stände untereinander, die Landleute gegen
die Städter uud die Arbeiter gegen die Arbeitgeber und die Kaufleute
gegen die Handwerker, denn das tun sie auch so schon. Dem Landes-