rem ildfcr floß ein Strom, der einst überlief und den
Damm durchbrach. DeS einen Bauern Acker lag gerade
bei dem Loche deS Dammes, und litt großen Schaden.
Er that sein Mögliches, um das Loch im Damme zu
stopfen; aber eö war für eine Familie zu viel Arbeit,
und die andern wollt-n ihm nicht helfen, weil es ihnen
noch keinen Schaden brachte, und keiner des andern
Freiind war, oder das gemeine Beste suchte. Endlich
ward das Loch so breit und so tief, daß der ganze Fluß
da hinaus stürzte, und über alle Aecker des Dorfs her¬
floß. Da ging denn das ganze Dorf zu Grunde.
Hätten nun die thörichten Bauern einander bei
Zeiten geholfen, so wäre ihr Schade nicht so groß
geworden, und sie wären im Wohlstände geblieben.
104. Die bösen Scheundrescher.
Ein Herr hatte ein Gut, worauf viele Tagelöhner
wohnten. Damit diese Leute Brod haben sollten, so ließ
er unter andern alles Getreide uni Scheffelzahl, d. i.
etwa um den vierzehnten Scheffel, von diesen Tagelöh¬
nern ausdreschen, da er es doch mit großem Vortheil
für Tagelohn oder mit Hofediensten hätte können dre¬
schen lassen; denn das Korn war theuer. Er hatte sie
oft ermahnt, rein auszudreschen und kein Korn zu ent¬
wenden. Sie thaten aber keins von beiden. Aus Faulheit
droschen sie nicht rein, und jeder trug alle Tage Mit¬
tag- und Abends, seine beiden Taschen voll Korn nach
Hause.
Der Herr merkte dies lange nicht. Endlich aber
ward es entdeckt, und es wurden acht von ihnen dabei
betroffen. Sie sagten, als sie darüber vernommen wur¬
den, eö wäre ja nur eine Kleinigkeit, und baten, cs dar¬
um so genau nicht zu nehmen. Aber der Herr ließ die
Taschen nachmessen, da fand cs sich, daß in jede über
eine halbe Metze ging, und daß gar leicht, täglich zwei¬
mal von acht Tagelöhnern gerechnet, des Tages ein
Scheffel, mithin über hundert Scheffel nach und nach
konnten gestohlen seyn, welches nach damaligem Korn-
preise an zweihundert Thaler machte. — Sie wurden
als Hausdieb-e zu harter Strafe gezogen, und die an¬
dern verloren durch sie den Verdienst m der Scheune;