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Ein weiser Mann kann eine ganze Gemeine glück¬
lich machen. Bemüht euch also, weise zu werden, das
heißt: richtig denken und urtheilen zu lernen.
Sir. 37, 26.
114. Bekanntmachung eines Mittels, die Blattern
ohne große Gefahr zu bekommen.
(Ein Gespräch.)
^unz. Guten Abend, Gevatter Wilhelm!
Wilhelm. Ei, guten Abend, Gevatter Kunz! Wie
geht es mit eurer kranken Tochter?
Kunz. Wie sollte es gehen? — schlecht! Wenn
sie nur noch das andere Äuge behält; das eine wird
wohl durch die Blattern verloren gehen. Denn sie hat
eine Blatter mitten im Stern auf dem Auge. Oder sie
siirbt wohl gar noch.
Wilhelm. Ich beklage euch herzlich. Aber wer
nun unsers Predigers Rath befolgt hätte!
Kunz. Ja wohl, Gevatter, ja wohl! Wenn mir
aber auch der liebe Gott wieder Kinder bescheert, so will
ich ihnen gewiß die Schutzblattern einimpfen lassen.
Wilheim. So wie der Prediger es beschrieb, so
isi es fast keine Krankheit zu nennen.
Kunz. Wie war es doch noch, Gevatter Wilhelm!
Ach mein Gedächtniß ist gar zu schlecht, ich kann nichts
behalten.
Wilhelm. Ich schrieb es mir gleich auf, ging
darauf zum Prediger, und bat ihn, cs nachzusehen, ob
es so recht geschrieben wäre.
Kunz. Habt ihr cs bei der Hand, so leset es mir
doch noch einmal vor; und dann will ich cs mir ab¬
schreiben, wenn ihr es mir erlauben wollt.
Wilhelm. Herzlich gern. Ich will es holen.
Kunz (allein). Ich unglücklicher Mann, wer doch
treuem Rath gefolgt wäre!
Wilhelm (kommt wieder und lies't). Es ist besser,
seinem Kinde die Schutzblattcrn zu geben, ^als zu war¬
ten, bis es etwa durch Ansteckung die natürlichen Blat¬
tern bekommt. Die Ursach ist, weil (da unter tausend
Menschen nicht fünf von den Blattern ganz befreit blei¬
ben) cS gar zu leicht geschehen kann, daß die Anstek-