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Fürsten Astolpa int römischen Spanien, stand er aus, ohne das goldene
Geschirr und die kostbaren Speisen berührt zu haben, hob seine Braut
auf das Roß und ritt zurück in seine Berge. Nie nahm er von der
Beute mehr als den gleichen Theil, den er jedem seiner Kameraden zu¬
schied. Nur an der hohen Gestalt, an dem treffenden Witzwort erkannte
der Soldat den Feldherrn, vor Allem aber daran, daß er es in Mäßig¬
keit wie in Mühsal jedem der ©einigen zuvor that, nie anders als in
voller Rüstung schlief und in der Schlacht Allen voranfocht. Es schien,
als sei einer der homerischen Helden wiedergekehrt.
Der edle Feldherr ward durch Bestechung der Römer von seiner
eigenen Umgebung ermordet. Die Lusitaner ehrten ihn mit homerischen
Leichenspielen. Zweihundert Fechterpaare kämpften bei seiner Bestattung.
Mit seinem Tode sank Sufitanten in die alte Knechtschaft zurück.
Heftiger und länger dauerte der Kamps mit dem empörten spani¬
schen Stamm der Celtiberer. Die Belagerung ihrer Hauptstadt Nu-
mantia füllt eines der schauerlichsten Blätter in der Kriegsgeschichte der
damaligen Zeit. Mehrere Feldherren nacheinander hatten bereits an
den Mauern von Nuntantia ihren Ruhm eingebüßt, wie Quintus Pom-
pejns, Popilius Länas, Aemilius Lepidus. Die römische Regierung
fing endlich an einzusehen, daß man so nicht länger fortfahren dürfe.
Man entschloß sich, die Bezwingung der kleinen Stadt dem ersten Feld¬
herrn Roms zu übertragen, dem Sieger von Karthago, Aemilianus
Scipio. Durch.Gräben und Wälle umschlossen, sollte die Stadt, die
man mit dem Schwert nicht anzugreifen wagte, jetzt durch den Hunger
besiegt werden. Scipio, der einst auf den Trümmern von Karthago
weinte, ließ vierhundert Jünglingen aus der Stadt Lutia, die den Be¬
lagerten Hülfe bringen wollten — die Hände abhauen! Die Numantier,
der letzten Hoffnung beraubt, ließen um Uebergabe verhandeln; Scipio
verlangte unbedingte Ergebung. Die Boten, welche diese Antwort in
die Stadt brachten, wurden von der wüthenden Menge zerrissen. Eine
neue Frist verstrich bis zur zweiten Botschaft, welche die Ergebung auf
Gnade und Ungnade anbot; nur baten diejenigen Bürger, welche den
Tod der Knechtschaft vorzogen, um Zeit zum Sterben, die ihnen gewährt
ward. Der elende Rest erschien unter den Thoren. Fünfzig wurden
für den Triumph ausgelesen, die Uebrigen in Sklaverei verkauft; die
Stadt ward dem Boden gleich gemacht, das Gebiet unter die Nachbar¬
städte vertheilt. Es geschah dies 133 v. Chr., fünfzehn Monate, nach¬
dem Scipio den Oberbefehl übernommen hatte. Mit Numarttia’s Fall
war die Axt an die Wurzel gelegt, Spanien und Sufitanten unter der
römischen Herrschaft festgebannt.
Während dieser Kriege in fremden Ländern lag Italien selbst in
tiefem Frieden. Allein die Vergrößerung des römischen Reiches und die
unermeßliche Beute so vieler Siege war für die innere Wohlfahrt der
Republik nicht ersprießlich. Die Schätze der Provinzen flössen einzelnen