fullscreen: Thüringer Sagen und Nibelungensage (Teil 1)

mit Wahrheit hinterkam, ließ er sie hängen, enthaupten oder er¬ 
tränken. Anch trug Ludwig stetig einen eisernen Panzer, wo er 
hinging. Darum hieß man ihn den eisernen Landgrafen. 
8. Ludwig baut eine Mauer. 
Danach kam es, daß der eiserne Landgraf den Kaiser Friedrich 
Rotbart, seinen Schwager, mit sich aus sein Schloß, die Neuenburg 
an der Unstrut, führte. Da ward der Kaiser von seiner Schwester 
freundlich empfangen und blieb etliche Tage bei ihnen. Eines 
Morgens lustwandelte er mit dem Landgrafen, besah die Gebäude 
und kam hinaus auf den Berg, der sich vor dem Schlosse ausbreitet. 
„Eure Burg," sprach er, „behaget mir wohl, nur schade, daß sie 
keine Mauern hat, sie sollte auch stark und fest sein." Ludwig 
erwiderte: „Um die Mauer sorge ich nicht, die kann ich schnell 
erschaffen, sobald ich ihrer bedarf." Da sprach der Kaiser: „Wie 
bald kann eine gute Mauer hierum gemacht werden?" „In weniger 
als drei Tagen," antwortete der Landgraf. Der Kaiser lachte und 
sprach: „Das wäre ja wunder, und wenn alle Steinmetzen des 
deutschen Reichs hier beisammen waren, so achte ich's doch unmöglich." 
Der Landgraf aber blieb bei feiner Rebe unb sagte, er wolle es leisten. 
Der Kaiser ging zu Tische; währenb besten bestellte ber Lanbgraf 
heimlich mit seinen Schreibern unb Dienern, baß man von Stund 
an Boten zu Roß aussanbte zu allen Grafen unb Herren in 
Thüringen unb ihnen melbete, baß sie zur Nacht mit wenig Leuten 
in bester Rüstung unb im Schmuck ber Waffen auf bie Burg kämen. 
Das geschah. Früh morgens, als ber Tag anbrach, stellte Lanbgraf 
Lubwig bie Ritter um bie Burg an ben Graben, gewappnet unb 
geschmückt in Golb, Silber, Sammet, Seibe unb ben Wappen¬ 
röcken, als wenn man zu streiten auszieht; unb jeber Graf ober 
Ebelmann hatte einen Knecht vor sich, ber bas Wappen trug, unb 
einen Knecht hinter sich, ber ben Helm trug, so baß man beutlich
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.