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Wenn auch Luther selbst, oder ein Engel vom Himmel
anders lehret, jo jei cS vei maledeiet. Denn du mußt
nicht Luthers, sondern Christus Schüler sein und un-
wanklich empfinden, daß es Gottes Wort sei, wenn
auch alle Welt dawider stritte. Du hast Sterben oder
Verfolgung vor dir, da kann ich nicht bei dir sein, noch
du bei mir, sondern ein Jeder muß da für sich selbst
streiten, Teufel, Tod und Welt überwinden. Wenn
du dann wolltest zu der Zeit dich umsehen, wo ich bliebe,
oder ich, wo du bliebest, und darauf achten, ob ich oder
Jemand auf Erden anders sagte, so bist du schon ver¬
loren und hast daS Wort aus dem Herren gelassen;
denn du haftest nicht am Wort, sondern an mir oder an
Andern, da ist dann keine Hülfe.
47. „Die göttliche Thorheit ist weiser, denn die
Menschen sind." i Cor. I, 25.
Wenn Gott etwas heißt, sagt oder thut, so sollst
du schweigen und auf keine Knie fallen, weiter nichts
fragen noch sagen, sondern thun, was Er dich heißt;
hören, waS Er dir sagt, und dir gefallen lasten, waS
Er thut. Denn Gott will von uns ungeineiftert sein,
die nur von R'atnr Kinder des Zorns, Sünder und
Lügner sind. Derehalben sein Rath, Wort und Werk
uns viel zu hoch ist, daß wirs verstehen sollten. Dennoch
find wir so blinde, vermessene Rarreu, die sich dünken
lassen, daß sie eS nicht allein verstehen, sondern auch
wohl bester machen konnten. Weil wir nun solcher
Unart von Natur sind, so sollten wir unsere Weisheit
beiseit legen, und in Gottes Gebot und Sachen also
denken: Siehet es mich narrisch an, so ist es in der
Wahrheit keine andere Ursache, alS, daß ich ein großer
Narr bin, der die göttliche Weisheit nicht fassen noch
verstehen kann; denn meine Thorheit und Blindheit
hindert mich.
48. „Ich sage euch, daß der Männer keiner, die
geladen find, mein Abendmahl schmeeken wird." Luc.
14, 24.
Das find einfältige, kurze, aber sehr ernste Worte;