29
an demselben Tage in Spandau; die mehrsten Einwoh¬
ner von Berlin aber am 2. November zu Berlin; und
mit großer Freude schloß diesem Beispiele des Fürsten
bald das ganze Land sich an.
Da es nun überall an Predigern des Evangeliums
fehlte, und das Verderben des geistlichen Standes groß
war, weil die Geistlichen meist aufgehört hatten, geist¬
lich gesinner zu sein, und ganz weltlich geworden waren;
so erwählte die christliche Obrigkeit hin und her in der
Mark Brandenburg, wo es noth that, auch unstudirte
Leute aus dem Handwerksstande zu Predigern, wenn
sie Erkenntniß der Heilslehre hatten, und ihren Glau¬
ben durch gottgefälligen Wandel an den Tag legten.
So schien denn nun die unter göttlicher Leitung
und Obhut durch D. Luther erneuerte Kirche Christi ein
friedliches Gedeihen zu haben. Allein dieser Friede war
nicht von großer Dauer. -- Doch die blutigen Kriege,
welche um des Glaubens willen später entstanden und
in welchen unsre Vater Hab' und Gut, Blut und Le¬
ben mit Freuden daran setzten, um von der Gewalt des
Papstes, von der Priesterherrschaft und von allen
Irrthümern der katholischen Kirche frei zu bleiben, und
die Predigt frei hören zu können, welche den Sündern
Leben und Seligkeit aus Gnaden verkündigt, und
die heiligen Sacramente recht gebrauchen zu dürfen; —
diese darum geführten blutigen Kriege noch auf dieser
Welt zu erleben, davor bewahrte Gott unsern Luther
in Gnaden, indem Er denselben zuvor zu sich aufnahm.
Er starb durch merkwürdige Schickung Gottes an dem¬
selben Orte, wo er geboren worden war, nämlich zu
Eisleben, am 18. Februar 1546, in einem Alter von
62 Jahren, 3 Monaten und 8 Tagen.