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1. Der Karten.
A. Jm Murnengarlen.
Allgemeines. Der Blumengarten befindet sich meistens in der Nähe
des Hauses. Er besteht aus kleinen Beeten, die man im Frühjahr in Ordnung
bringt, sobald der Schnee geschmolzen und der Frost aus der Erde gewichen
ist. Zu den ersten Frühlingsboten, die wir hier erblicken, gehören das Schnee¬
glöckchen, Veilchen usw. Später erscheinen die Hyazinthe, Tulpe und Narzisse.
Jm Sommer und Herbst aber blühen Levkojen, Nelken und andere Blumen.
Das Schneeglöckchen, i. Dieses Pflänzchen hat einen Schaft
(Stengel), der handlang ist und mit zwei linealen Blättern aus einer
Zwiebel*) entspringt. An der Spitze des Schaftes befindet sich ein haut¬
artiges Blatt, welches die Blüte vor dem Aufblühen umschließt und daher
Blüte «scheide heißt. Die Blüte (Februar bis April) bildet eine glocken¬
förmige Blumenkrone und besteht ans sechs Blütenblättern, von denen die drei
äußern weiß, die drei innern grün gestreift sind. Auf dem Fruchtboden stehen
sechs Staubgefäße, von welchen jedes aus dem Staubfaden und Staub¬
beutel besteht. Zwischen den Staubgefäßen erhebt sich der Stempel, der
ans dem Fruchtknoten, dem Griffel und der Narbe gebildet wird.
Die später erscheinende Frucht ist eine dreifächerige Kapsel, in welcher der
Samen liegt. 2. Man zieht das Schneeglöckchen in den Blumenbeeten unserer
Gärten; in Laubwäldern wächst es wild. Es pflanzt sich fast immer durch die
Zwiebel fort. 3. Als ein Bote des Frühlings erfreut das Pflänzchen des
Menschen Herz. Die Zwiebel ist nicht genießbar, denn sie bewirkt Erbrechen.
1 Das wohlriechende oder blaue Veilchen hat einen ästigen,
kriechenden Wurzelstvck, der sich mit Faserbüscheln im Boden festklammert und
auf der Erde kriechende Äste oder Ausläufer treibt, aus denen sich neue
Pflanzen entwickeln. Die aus dem Wurzelstock entspringenden Frühlingsblätter
füib herzförmig und stehen aus langen Stielen; die Hcrbstblätter sind nieren¬
förmig. Im März und April erscheinen die duftenden Frühlingsblüten, deren
Blumenkrone blau (selten weiß» ist. Das untere Blumenblatt trägt einen
Sporn. Vom Juni bis Spätherbst zeigen sich die Sommerblüten, welche wie
grünliche Knöspchen aussehen und an fadenförmigen Stielen sitzen. In diesen
Blüten entwickelt sich der Samen, während die Frühlingsbliiten verwelken und
fruchtlos sind. 2. Man zieht das Veilchen im Garten. Au Waldrändern,
in Gebüschen und auf Wiesen wächst es wild. 3. Werden die getrockneten
Blüten gerieben und mit Wasser angefeuchtet, so entwickeln sie einen lieblichen
Duft. Der aus den Blüten bereitete Veilchensyrup dient als Färbemittel und
wird auch als Mittel gegen den Husten angewendet. Aus den Blättern
bereitet man einen blutreinigeuden Tee. 4. Zu den verwandten Arten
gehört das dreifarbige Veilchen oder Stiefmütterchen, das verschiedenfarbig
blüht und in Blumenbeeten wie ans Feldern gefunden wird.
Die Tulpe. 1. Der Stengel der Tulpe erhebt sich aus einer Zwiebel.
Wird diese von oben nach unten durchschnitten, so sehen wir an ihrem Grunde
einen scheibenartigen Körper, welcher Zwiebelscheibe oder Zwiebelknchen heißt.
Ans diesem erheben sich die dünnhäutigen Zwiebelblätter, welche einander um¬
schließen. Während die inneren Blätter weißlich aussehen und fleischig sind,
haben die äußeren eine braune Farbe und sind häutig. An der Zwiebelscheibe
*) Die Teile einer Zwiebel sind bei der Tulpe beschrieben.