Full text: [Teil 5 = Untertertia, [Schülerband]] (Teil 5 = Untertertia, [Schülerband])

ühland u.f.tü.i Die germanischen Kötter. 
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dessen Ursache er sich nicht zu erklären vermochte. Als der Tag anbrach, 
ging er dem Orte zu, woher ihm das Geräusch zu kommen schien, und 
fand bald einen Riesen, der da lag und furchtbar schnarchte. Jetzt wußte 
er, was die Ursache des Brausens gewesen war. Indessen erwachte der 
Riese und fuhr zornig auf. „Wer bist du, und wie heißt du?" fragte 
Thor, und der ungeschlachte Geselle antwortete: „Ich binSkrpmir; dich 
frage ich nicht nach deinem Namen; ich kenne dich, du bist Thor. Aber 
wohin hast du meinen Handschuh geschleppt?" Mit diesen Worten hub 
er einen ungeheuren Handschuh auf, und Thor erkannte nun, daß das, 
was er für ein Haus gehalten hatte, nichts anderes war als der Handschuh 
des Riesen, und der Anbau, in den sich seine Gefährten geflüchtet hatten, 
der Däumling davon. Skrymir bot sich nun bem Gotte als Neisegenossen 
an, schnürte das Bündel, in dem der Mundvorrat enthalten war, mit 
einem Stricke zusammen und warf es über seine Schulter. Dann setzten 
sie zusammen ihre Reise fort und wanderten bis zum späten Abend, wo 
sie unter einer großen Eiche Rast machten. Sogleich warf sich der Riese 
auf die Erde, schlief ein und schnarchte bald wieder so mächtig wie in 
der Nacht zuvor. Thor aber hatte Hunger und wollte essen; doch trotz 
aller seiner Kraft und allen Anstrengungen gelang es ihm nicht, die 
Knoten des Strickes zu lösen, mit dem der Riese das Bündel verschnürt 
hatte. Darüber ward er zornig und schlug dem Riesen mit seinem 
Hammer auf den Kopf. Da erwachte Skrymir und fragte: „Ist mir 
ein Blatt auf den Kopf gefallen?" und schlief sofort wieder ein. Thor 
ergrimmte und wiederholte den Schlag mit größerer Wucht, und wieder 
erwachte der Niese und sagte nur: „Fiel mir eine Eichel auf den Kopf?" 
um sogleich wieder in Schlaf zu versinken. Auch ein dritter, noch ge¬ 
waltigerer Streich, den Thor ihm versetzte, vermochte nicht mehr aus¬ 
zurichten. Der Niese fuhr sich beim Erwachen ein paarmal mit der 
Hand über die Stirn. „Sitzen etwa Vögel über mir auf dem Baum?" 
sprach er, und alsbald lag er wieder in tiefem Schlafe. Darüber verging 
nun die Nacht; am Morgen verabschiedete sich der Riese von Thor, und 
dieser zog mit seinen Gefährten weiter. 
Nach einiger Zeit kamen sie an eine Burg, deren Eingang mit 
einem Gittertore verschlossen war; vergeblich versuchten sie, dieses zu öffnen, 
und waren gezwungen, durch die Eisenstäbe hindurch zu kriechen. So 
gelangten sie denn endlich in den Burghof und aus diesem in eine 
mächtige offene Halle, in der viele riesige Männer saßen. Einer von ihnen 
begrüßte Thor und führte ihn sogleich mit seinen Begleitern vor den 
König der Burg. Dieser blickte verächtlich auf Thor und sprach höhnisch 
zu ihm: „Ist der kleine Bursch da vor mir Thor? Nun sagt mir, 
welche Künste und Fertigkeiten versteht ihr, mit denen ihr euch vor mir 
sehen lassen könnt?" Da antwortete Loki: „Keiner kann hurtiger sein, 
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