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sowie alle Nebenblätter abgebrochen, um allen Saft den Hauptblättern zuzuführen.
Diese werden im September abgenommen, auf Fäden gezogen und an der Luft ge¬
trocknet. Den meisten Tabak liefert Amerika; in Deutschland wird er vorzugsweise
in Baden, in der Pfalz, in Sachsen und Thüringen gebaut.
2. Verarbeitung. Der Tabak wird in besondern Fabriken verarbeitet. Die
rohen Blätter werden zunächst befeuchtet und dann in großen Haufen aufgeschichtet.
Hierdurch erhitzt sich der Tabak von selber, gerät in Gärung und erhält seine braune
Farbe. Sodann werden die Blätter getrocknet und zu Cigarren verarbeitet oder zu
Rauchtabak zerschnitten. Die Blätter, aus denen Schnupftabak hergestellt werden soll,
werden in scharfe Brühen gelegt, dann mit einer Maschine zerschnitten und schlie߬
lich auf einem Block mit einem Wiegemesser so fein wie möglich gemacht. Auch Kau¬
tabak, den besonders die Matrosen gern genießen, wird durch Zusätze von Brühen
(Saucen) hergestellt.
3. Wirkung. Der Tabak enthält einen giftigen Stoff, Nikotin genannt. Daher er¬
regt das Rauchen bei Anfängern Übelkeit und Erbrechen, Kopfweh und Betäubung. Durch
fortgesetzten Gebrauch gewöhnt sich jedoch der Körper allmählich an das Gift, und cs ver¬
liert an Wirkung. Wer am Halse leidet, sollte weder rauchen noch schnupfen. Auch Kin¬
dern und jugendlichen Personen darf das Rauchen nicht gestattet werden, da es ihrer Ge¬
sundheit durchaus nicht zuträglich ist.
142. Die Waumwoüe.
1. Anbau. Die Baumwolle kommt von einer Pstanze, welche mit unsern Mal¬
ven nahe verwandt ist. Die Größe dieser Pflanze ist sehr verschieden; bald ist sie ein
kleiner Strauch, bald ein 3—5 m hoher Baum. Wir finden sie wild wachsend in Ost-
und Westindien sowie auch im Innern Afrikas. Ihres reichen Ertrages wegen wird
sie aber vielfach angebaut, besonders an den Ufern des Mississippi. In Europa ge¬
deiht die Baumwolle nur in Spanien, Süditalien und in der Türkei. Im März oder
April legt man die Samenkörner in regelmäßigen Zwischenräumen in das gepflügte
Erdreich. Der bald üppig hervorschießende Stengel wird bis auf Fiugerläuge am
Erdboden abgeschnitten, damit er recht viele Äste treibt. Im Juni blüht der Strauch.
Aus den ziemlich großen, gelben Blüten, welche in den Blattwiukeln sitzen, entwickeln
sich im Juli runde Kapseln von der Größe einer Walnuß.
2. Grnte. Bei völliger Reife springen die Kapseln mit lautem Knalle auf, und
aus den Spalten quillt die weiße Wolle hervor, welche 4—20 erbsengroße Samen¬
körner umschließt. In den Baumwollfeldern werden jedoch die Kapseln gepflückt, ehe
sie aufspringen. Hierauf zerdrückt man sie durch Maschinen, reinigt die Baumwolle
von den Samenkörnern und verpackt sie in Ballen von 150—175 kg, um sie so in
die großen Fabriken zum Weben und Spinnen zu bringen.
3. Verarbeitung. Die meiste Baumwolle wandert zu Schiffe nach England in die
großen Fabrikslädtc. Ünter diesen steht Manchester obenan. Dort sind an 200 Fabriken,
und in jeder derselben werden 6—800 Menschen beschäftigt. Noch einmal wird hier die
Baumwolle gereinigt, dann gesponnen und gewebt. Ein Mädchen kann 2 Wcbstühle versorgen,
und jeder Stuhl verfertigt täglich ein Stück Kattun, wozu ein Weber mit der Hand mehrere
Wochen gebrauchen würde. Nach der Verschiedenheit des Gewebes unterscheidet man Kattun,
Nanking, Musselin, Jaconet, Gingan, Tüll, Barchent, Pique rc.
143. Die Gewürzpflanzen.
1. Der Hervürznelkenbauur ist auf den Gcwürzinscln heimisch. Er wird etwa
jo groß wie unser Kirschbaum. Seine Blütcnkuospen werden gesammelt und getrocknet
und, da der Kelch die Form eines Nagelstifts hat, „Nägelchen" oder „Nägelein" genannt.
Man bedient sich derselben gern beim Einmachen der Früchte.
2. Der Zirnrnetbaum ist auf der Insel Ceylon zu Hause, wird aber auch auf den
Molukken angebaut. Der Stamm kann 9 m hoch werden, doch wird derselbe in den
Pflanzungen jung am Boden abgeschnitten, so daß er 3—4 m hohe Zweige treibt. Diese
werden im Mai und Juni abgeschnitten. Die gewöhnlich von Kindern abgeschälte Rinde