Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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ich nahm mir fest vor: ja, es soll gewiß das erste und letzte Mal sein. 
Aber auch lange nachher, wenn ich aus dem Katechismus das siebente Gebot 
aufsagen sollte, dachte ich mit heftigem Herzklopfen an jenen Morgen. 
Als ich nach einigen Jahren die Schule verließ, ward ich Lehrling bei 
5 einem Kaufmann in Bremen, von dort ging ich später nach Südamerika. 
Hier kam ich wohl manchmal in Verfluchung, in Kaufmannsgeschästen 
andere zu betrügen und so die Hand nach fremdem Gute auszustrecken; 
aber dann war es mir immer, als fühlte ich von neuem die Ohrfeige, und 
ich erinnerte mich der Worte: Laß es zugleich das letzte Mal sein! 
10 So bin ich ehrlich geblieben, und in dem Vermögen, das ich mit herüber¬ 
gebracht habe, ist kein Pfennig unrechten Gutes. Gott sei dafür gelobt!" 
So erzählte der junge Mann, dann aber ergriff er die Hand des 
Herrn Müller und sagte: „Darf ich nun diese Hand, die mir eine solche 
Wohltat erwiesen hat,, recht dankbar drücken?" Oldenburger Volksbote. 
15 55. Reine Hände. Von Friedrich Wilhelm Weber. 
Htm streif die Ärmel dir zurück 
und greif ins werk mit fester Laust! 
Dein Stückchen Brot, eilt teures Stück, 
du mußt es fchaffen, eh du kaust. 
20 Doch halt die ^ande fleckenfrei, 
damit du nicht umfonst dich plagst 
und du dein Brot, wie hart es fei, 
mit Lust zum Munde führen magst! 
Weber, Gedichte. 
2b 56. Einmal ist ktinmal. Bon Johann Peter Hebel. 
^^Xas ist das erlogenste und schlimmste unter allen Sprichwörtern, und 
is wer es gemacht hat, der war ein schlechter Rechenmeister oder ein 
boshafter. Einmal ist wenigstens einmal, und daran läßt sich nichts ab¬ 
markten. Wer einmal gestohlen hat, der kann sein Leben lang nimmer mit 
30 Wahrheit und frohem Herzen sagen: „Gottlob, ich habe mich nie an 
fremdem Gute vergriffen." Und wenn der Dieb erhascht und gehängt 
wird, alsdann ist einmal nicht keinmal. Das ist noch nicht alles, sondern 
man kann meistens mit Wahrheit sagen: „Einmal ist zehnmal und hundert¬ 
und tausendmal." Denn wer das Böse einmal angefangen hat, der setzt 
35 es gemeiniglich auch fort. Wer A gesagt hat, der sagt auch gern B, 
und alsdann tritt zuletzt ein anderes Sprichwort ein: Der Krug geht so 
lange zum Brunnen, bis er bricht. Hebel, Scha-rüstlem. 
57. Sprichwörter und Sprüche. 
1. Rede wahr, tue recht, 
wer da lügt, dem geht es schlecht! 
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