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Schütteln. In dem ersten Standzylinder hat also eine Vermehrung der Kohlen¬
säure stattgefunden. Kohlensäure ist von den Pflanzen ausgeschieden,
während Sauerstoff von ihnen aufgenommen wurde.
b) An grünen Pflanzen. Bringen wir eine kleine, grüne Topfpflanze in
ein großes Glasgesäß, verschließen es luftdicht und stellen den Apparat längere
Zeit ins Dunkle, so können wir ebenso wie vorhin zeigen, daß die Pflanze
Sauerstoff aufgenommen und Kohlensäure abgeschieden hat. Alle Pflanzen,
die grünen sowohl als auch die nichtgrünen, atmen also. (Warum haben
wir die grüne Pflanze ins Dunkle gestellt? Inwiefern gehören Pflanzen nicht
ins Schlafzimmer?)
2. Mege für clie Htemluft. Wir haben gesehen, daß in den grünen
Pflanzenteilen zwecks Aneignung des Kohlenstoffs ein ständiger Gasaustausch
stattfindet. Worin besteht derselbe? Auf welchem Wege gelangt die Luft haupt¬
sächlich in das Blattinnere? Mit der einströmenden atmosphärischen Luft erhalten
auch die atmenden Zellen den notwendigen Sauerstoff. Den grünen Blättern
fällt also eine dreifache Aufgabe zu: sie sind Werkzeuge der Aneig¬
nung des Kohlenstoffes, Werkzeuge der Verdunstung und der Atmung.
Aber auch die lebenden Zellen der Zweige und des Stammes müssen atmen.
Welches bei ihnen die Aus- und Eintrittsstellen der Luft sind, ersehen wir aus
folgendem Versuch. Wir nehmen ein kurzes Stück von einem älteren Holunder¬
oder Weidenzweige und verkitten die beiden Enden mit einem Gemisch von Wachs
und Kolophonium. Legen wir das Stück in warmes Wasser, so tritt die er¬
wärmte Luft in Gestalt von Blasen aus den bräunlichen Wärzchen hervor, die den
Zweig bedecken. Man nennt diese Gebilde Rindenporen. An den Zweigen
und Stämmen übernehmen also die Rindenporen die Arbeit der Spaltöffnungen.
3. ttoblensloffaneignung uncl Firmung sind zwei Lebensvorgänge, die
ganz unabhängig voneinander in der Pflanze bestehen. Während nur die grünen
Pflanzen und zwar nur im Licht Kohlensäure zerlegen und Sauerstoff ausscheiden,
atmen alle Pflanzen ohne Ausnahme Tag und Nacht Sauerstoff ein und scheiden
Kohlensäure aus. Werden bei der Kohlenstoffaneignung Stoffe gewonnen, so gehen
umgekehrt bei der Atmung Stoffe verloren. Da aber die Kohlenstoffaneignung
die Atmung bedeutend überwiegt, so sindet durch die grünen Pflanzen fortgesetzt
Neubildung von Sauerstoff statt, so daß das Mengenverhältnis von Sauerstoff
und Stickstoff in der Luft dasselbe bleibt. Dieser Sauerstoff kommt den atmenden
Menschen, Tieren und auch den Pflanzen selbst zugute. Auch hieraus ergibt
sich, daß ein Tier- und Menschenleben auf die Dauer ohne grüne
Pflanzen undenkbar ist.
Warum lockert der Gärtner den Boden um die Pflanzen herum von Zeit zu Zeit?
Wie erklärt es sich, daß die Wurzeln unserer Bäume in der Nähe der Oberfläche in der
Regel am längsten und stärksten sind? Warum keimen Samen nicht, wenn man sie zu tief
legt? Warum mußt du deine Zunnierpflanzen ab und zu durch Besprengen und Waschen
von Staub reinigen? Wie erklärt es sich, daß Obstbäume besser gedeihen, wenn man
den Stamm und die Zweige von Algen-, Flechten- und Moosüberzügen reinigt?