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Wabe hing an Wabe, und zwischen den Waben trieben sich die fleißigen
Bienen zu Tausenden umher. Wir traten nun auf die andre Seite des
Stockes. „Seht ihr, wie schwer beladen sie hereinkommen?“ fragte der
Großvater. Eine nach der andern kam angeflogen. Viele hatten rote und
gelbe Höschen von Blumenstaub an, viele brachten den süßen Honig, alle
schlüpften behende durchs Flugloch hinein in den Stock.
2. Jetzt zog uns der Bienenvater große Bienenhauben über den Kopf,
öffnete einen der Stöcke und nahm eine Wabe heraus. „Seht euch die
Zellen genau an, alle sind sechseckig. Es sind Zellen der Arbeitsbienen.
Teils sind sie schon mit Honig gefüllt, teils sind sie noch leer. In einige
stampfen sie auch Blumenstaub hinein; die mit Honig gefüllten verschließen
sie mit einem dünnen Deckel von Wachs.“
Der ersten Wabe folgte eine zweite. „Diese Zellen sind größer, sie sind für
die Männchen oder Drohnen erbaut worden.“ Der Großvater zeigte uns
einige Drohnen; sie waren dickköpfiger und wohlbeleibter als die übrigen Bienen.
Bei der dritten Wabe rief der Großvater plötzlich: „Hier ist sie! Seht
ihr sie? Es ist ein schmuckes, schlankes Ding. Das ist die Mutter des ganzen
Stockes, die Königin.“ Der Bienenvater setzte die Waben wieder ein und
schloß den Stock. Ein wirres Gesumm und Gebrumm erfüllte das Ohr.
3. Nun ging es zur Großmutter ins freundliche Stübchen. Sie gab
uns ein süßes Honigbrot und schenkte uns ein Gläschen Honigwein ein,
während der Großvater uns noch folgendes von seinen Bienen erzählte:
„In einem Bienenstocke sind dreierlei Bienen. Die wichtigste Biene ist die
Königin; sie ist länger als die übrigen und hat einen gekrümmten Stachel.
Ihr ähnlich, aber kleiner an Gestalt sind die Arbeitsbienen, deren Stachel
aber gerade ist. Die Drohnen sind dicker als die andern und stachellos.
In jedem Stocke gibt es nur eine Königin; sie hat die Eier zu legen und
legt oft 1000 an einem Tage. Die größte Zahl machen die Arbeitsbienen
aus. Von diesen bauen die einen Zellen aus dem Wachse, das sie zwischen
ihren Ringen herausschwitzen, andre tragen Honig und Blütenstaub ein,
noch andre müssen die Larven füttern, und eine kleine Zahl bildet die
Dienerschaft der Königin. Die Drohnen dagegen sind nur faulenzende
Kostgänger. Fehlt es an Nahrung, so treiben die Arbeitsbienen die faulen
Drohnen aus dem Stocke hinaus, so daß sie jämmerlich umkommen. Diesen
Vorgang nennt man die Drohnenschlacht. Mit Recht heißt es hier: Wer
nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen.“
Hugo Weber. (Gesebuch von Jütting und Weber.)