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Vom Menschen. 
Wenn auch in gewissem Betrachte derselbe zu 
den Thieren der Erde, und insbesondere zu der ersten Klasse 
derselben, zu den Säugethieren, gezählt werden muss: 
indem er mit ihnen so Vieles gemein hat, namentlich, wie 
sie entsteht, Speise und Trank genießt, wie sie athmet, 
lebt, wächst, schläft und stirbt: so ist er dennoch auf der 
andern Seite so wesentlich von den Thieren verschieden, 
dass nur ein Blick dazu gehört, um die großen Vorzüge 
des Menschen vor den Thieren deutlich zu erkennen. Man 
betrachte nur seine edlere Gestalt, die schöne Bildung seines 
Gesichts, den künstlichen Bau seiner Hände; man denke nur 
an seine Fähigkeit, unter jedem Himmelsstriche leben zu 
können; an sein Vermögen, seine Gedanken und Empfin¬ 
dungen durch seine Mienen und Bewegungen verschiedener 
Glieder, Weinen und Lachen, ausdrücken und Andern mit¬ 
theilen zu können; an seine erhabenen Seelenkräfte, seine 
Vernunft, seinen freien Willen, sein Gedächtniss, und sein 
Gewissen: und man wird sagen müssen: ja, der Mensch ist 
das erhabenste Glied der irdischen Wesenkette, er geht mit 
aufgerichtetem Antlitze durch die Welt, sein Auge sieht zum 
Himmel empor; er beherrscht Steine, Pflanzen und Thiere! 
— Ihn,leitet nicht, wie die Thiere, ein blinder, dunkler 
Naturtrieb, sondern Vernunft ist sein Eigenthum; er er¬ 
freuet sich des freien Gedankens und der Gabe der Sprache. 
Mit seinem Geiste erhebt er sich weit über sein eigenes Selbst; 
er allein weiß hienieden von einem Gott, vor dessen Throne 
er niedersinket und ihn ehrfurchtsvoll anbetet im Staube 
der Erdenwelt.,, Ja, vom himmlischen Lichte erleuchtet, lebt 
er der frohen Überzeugung, dass er für die Ewigkeit ge¬ 
schaffen sei, und einstens, wenn er treu sein Tagewerk hier 
vollendet habe, mit der Krone der Unvergänglichkeit geschmückt 
werden solle! Beherziget dieses, liebe Kinder, und denket oft: 
Es ist ein Glück, ein Mensch zu sein! 
Gott will ich ewig preisen, 
Und des Berufs, ein Mensch zu sein, 
Mich immer würd'qer zeigen Î — 
Man theilt den Menschen gewöhnlich in zwei Haupt¬ 
theile, Leib und Seele. 
Al. Von dem Leibe des Menschen. 
DerKörper oder Leib des Menschen ist das bewun¬ 
dernswürdige und höchst kunstvolle Werkzeug der mensch¬ 
lichen Seele, und ist aus vielen flüssigen und festerr
	        
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