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ankerten Torfkähnen. Er steht wieder auf der Dorfstraße, dem tief¬ 
geleisigen Fahrweg am schnurgeraden Kanal, an dem die Höfe, jeder in 
sein Feld und seine wiesen gebettet, aufgereiht sind wie perlen auf 
eine Schnur. 
Noch ein Gehöft —! Da steht sein Vaterhaus. Der erste Stern 
zwinkert drüber. Ein Lichtschein bricht aus der offen stehenden Tür. 
Uber größer iffs geworden. Man muß angebaut haben, das Dach senkt 
sich nicht mehr so schief. Ganz neu ist das Stroh auf dem Kahnschuppen. 
Er steht, drückt das Geländer der Brücke in seiner Erregung. 
Ein Näuspern läßt ihn sich umwenden. Unbemerkt ist ein Mann 
hinter ihn getreten. Die lange pfeife im Mund steht er, sieht ihn an. 
Karl Settegast erkennt das trockene Moorbauerngesicht, Mit den wie in 
holz geschnittenen zwei Furchen, die von den Nasenflügeln an den Mund¬ 
winkeln vorüber bis zum Kinn laufen. Hit war der Mann schon damals. 
„wutt Sei to een' vun de Kolonie?" 
Die Stimme ist rauh wie Nabengekrächz; er nimmt die Pfeife nicht 
aus dem Mund. Über Gott sei Dank! ein Mensch ist's diesmal, kein 
Spuk, keine Norne! 
„Guten Übend, Bürgermeister Gltropp!" sagt der heimgekehrte mit 
Heller Stimme. „Meinen Vater such' ich, meine Brüder. Ich bin Karl 
Settegast." 
Er hatte einen lauten Willkommengruß erwartet. Uber man ist 
nicht impulsiv im Teufelsmoor. Jan Gltropp stand wie ein Pfahl. 
Nicht einmal die Hand zog er aus der Hosentasche, um sie dem heim¬ 
gekehrten zu reichen. 
„Süh so. — Büst du wedder in'n Laune?" 
Karl Zettegast hob den Fuß, um die Brücke zu überschreiten. 
Da nahm Jan Gltropp die Pfeife aus dem Mund. 
„Laat fien. vadder un Brö'er sünd dr nich." 
„Ist's nicht unser Haus?" 
„Dor wahnt dr nu Jochen Kleenpoot in." 
„Jochen Kleenpoot?" 
„Fiefuntwintig Johr' is 'n langen Tied, Korl Settegast." 
„Geht's meinen Leuten schlecht, Bürgermeister? — Ich komme nicht 
mit leeren Händen, Bürgermeister! Ich helf' ihnen auf. wo sind sie?" 
Der Hlte zuckte die Achseln, „weck een kann dat seggen? Fiefun¬ 
twintig Johr' is 'n langen Tied. Un dat was jo, as wenn een en be- 
sproken harr. Jerst dat groote water; un denn feil oll hinrich Settegast 
vun de Hille un blev glieks tot. Un Klaas fung dat Supen an un kam 
in 'n Torfkuhl üm. Un Jürgen hung sich an en slichtet Minsch un trock 
em nah nach Bremen."
	        
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