und zur Beförderung der Sittlichkeit. 21 
Brief richtig bestellt habe; doch schlug ihm das Her; bei 
dieser Lüge. — Als nach zehn Tagen keine Antwort auf den 
Brief kam, ging Heinrichs Vater selbst nach dem Posthause, 
um zu fragen, ob sein Brief auch wirklich abgegangen wäre. 
Aber wie erstaunte und erschrak er, als man ihm aus den 
Büchern zeigte, dass sein Brief gar nicht abgegeben wor¬ 
den sei. Heinrich sollte nun gestehen, was er mit dem 
Briefe angefangen habe. Lange leugnete er hartnäckig, 
daß er ihn nicht abgegeben habe; aber als ihm sein Vater 
versprach, daß er ihm Alles vergeben wolle, wenn er ge¬ 
stände, was mit dem Briefe vorgegangen sei, so gestand 
er endlich Alles. Aber wie sehr musste Heinrich seine Lüge 
bereuen, als er hörte, dass er seinem Vater durch ein frü¬ 
heres aufrichtiges Gestàndniss einen großen Verlust, sich 
selbst große Angst und Beschämung, erspart hätte, und dass 
sich dann noch Alles hätte wieder gut machen lassen. Er 
nahm sich fest vor, nie wieder zu lügen, und lieber 
eine verdiente Strafe zu leiden, als die Unwahrheit zu 
sagen. Aber es dauerte lange, ehe er seines Vaters Zu¬ 
trauen wieder gewinnen konnte; und dies that ihm sehr wehe. 
Rcde wahr und thue Recht, 
Wer da lügt, dem geht es schlecht! 
7. Wer sich muthwillig in Gefahr begtebt, kommt 
leicht darin um. 
(Christian Kaßmann war der Sohn armer Ältern. 
Seine Mutter starb, als er erst drei Jahre alt war. Sein 
Vater war den ganzen Tag außer dem Hause auf Arbeit, 
und konnte sich daher wenig um den Knaben bekümmern. 
Er würde also ganz ohne Aufsicht geblieben, und gänzlich 
verwildert sein, wenn nicht ein gut gesinnter Nachbar, der 
sich im Wohlstände befand, den muntern und wohlgebildeten 
Knaben an Kindes Statt angenommen und erzogen hätte. 
Aber Christian machte seinen Pflegeältern wenig Freude; 
denn er war wild, ungehorsam und faul. Oft warnten 
und straften sie ihn, aber er besserte sich immer nur aus 
kurze Zeit. Besonders machte - ihnen seine große Verwe¬ 
genheit oft Besorgniss und Schrecken. Kein Baum war 
ihm zu hoch, er kletterte hinauf; kein Sprung war so ge¬ 
fährlich, den Christian nicht gewagt hätte, um sich vor an¬ 
dern Knaben Etwas sehen zu lassen. Die Verwegenheu
	        
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