22 Erzählungen aus dem Leben zur Warnung 
brachte ihm endlich den Tod. Höret die schreckliche Bege¬ 
benheit, und lasst sie euch ja zur Warnung dienen. Eines 
Tages spielte Christian mit einigen andern Knaben. Mit 
der größten Wildheit liefen sie die hohe und steile Treppe 
des Hauses hinauf und herunter. Endlich kam Christian 
auf den unglücklichen Einfall, heute wieder Etwas zu ver¬ 
suchen, was er schon einige Male versucht hatten nämlich 
sich mit dem halben Leibe über das Geländer der Treppe 
zu hängen, und so von oben hinab zu rutschen. O hätte 
er doch in diesem Augenblicke an die Warnungen seiner 
Pflegeältern gedacht, welche ihm dies Wagestück oft unter¬ 
sagt hatten! Aber in seiner Wildheit dachte er nicht daran, 
hängte sich über das Geländer, bekam das Übergewicht, 
stürzte hinab und war auf der Stelle todt! — 
Immer folge gutem Rath, 
Hüte dich vor rascher That! 
8. Wer nicht hören will, muss fühlen. 
Äiul kam an einem sehr kalten Wintcrtaae aus der 
Schule. Es hatte seit einigen Tagen stark gefroren, und 
indem er mit einigen Knaben über die Brücke ging, sah er, 
dass der Fluss mit Eis belegt war. Kommt, sagte er zu 
ihnen, wir wollen auf das Eis gehen! Alle waren sogleich 
bereit, und nun liefen sie eine Treppe hinunter, die nach 
dem Flusse führte. Da kam ein alter Mann daher; Kin¬ 
der! rief er, wohin wollt ihr? Traut dem Eise nicht, es 
ist noch lange nicht stark genug, um euch zu tragen; ihr 
werdet einbrechen! Da stutzten Alle und scheuten sich, aufs 
Eis zu gehen; nur der leichtsinnige Karl kehrte sich nicht 
an die wohlgemeinte Warnung, sondern ging doch auf das 
EiS. Er spottete sogar über die Andern, und rief ihnen 
zu: Schämet euch, ihr habt kein Herz; wer wird sich 
fürchten! Aber er war kaum einige Schritte gegangen, da 
brach das Eis, und Karl lag bis' an den Hals im Wasser. 
Alle liefen schreiend davon und Karl wäre verloren ge¬ 
wesen, wenn nicht der alte Mann, welcher aus gutherziger 
Besorgniss in der Nähe geblieben war, hinzugelaufen wäre, 
und ihn gerettet hätte. Karl zitterte, wie ein Espenlaub, 
war todtenblass und konnte anfangs kein Wort hervor¬ 
bringen. Ob man sich gleich Mühe gab, ihn bald wieder 
zu erwärmen, so wurde er doch recht krank, und musste 
einige Tage im Bette liegen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.